„Es war im Jahre 1973 als die Stadt Blomberg die Gemarkung 9, unter der Bezeichnung „Hamburger Berg“ und „Feldeggensen“ bekannt, als Bauland erschloss.“ Lautet die Einleitung der soeben ans Stadtarchiv übergebenen Chronik des Hamburger Bergs. Dieter Uder war damals (1974) der erste Bewohner des neu erschlossenen Gebietes.
„Ich habe damals in der Hagenstraße gewohnt und meine Eltern hatten einen Garten am Hamburger Berg. Als sie verstarben, übernahm mein Bruder das Elternhaus und ich baute auf dem Hamburger Berg. Das war damals schon recht abenteuerlich. Ohne Beleuchtung, ohne feste Straßen. Ich hatte bei meiner Schwägerin Schuhe deponiert, die ich anzog, wenn ich mal in die Stadt wollte. Sie können sich vorstellen, dass bei 20 bis 30 gleichzeitigen Baustellen die Sauberkeit nicht so ganz gegeben war.“, äußerte Uder bei der Übergabe und ergänzt: „500 Meter freie Elektroleitung wurden provisorisch „verlegt“ damit wir Strom hatten. Auf ein Telefon sollte ich nach erster Auskunft zwei Jahre warten. Da man einen Mast auf mein Grundstück stellen wollte, bekam ich als Gegenleistung aber dann doch schon nach sechs bis acht Wochen unser Telefon.“
Heuschrecken in den Gardinen und überall lautstark zirpende Grillen – ein Leben in der Wildnis. Zunächst als Hamburger Weg deklariert, lautet die Adresse des ersten „Pioniers“ nun doch „Am Hamburger Berg 1“. Vom damaligen Ausblick ist noch etwas geblieben: „Wenn ich auf der Terrasse sitze, kann ich noch immer bis zum Flugplatz Borkhausen schauen.“
Ortsvorsteher Dieter Rieke hat mit einigen Mitstreitern (u. a. Ewald Prasse, Fritz Schlichting, Frau Üpping und weiteren „Vorstandsmitgliedern“) eine Chronik des Wohngebietes „Hamburger Berg“ erarbeitet. Zur dauerhaften Dokumentation wurde diese Chronik heute um 11:30 Uhr von Bürgermeister Klaus Geise entgegengenommen und dem Stadtarchiv übergeben. Neben Bürgermeister Klaus Geise war natürlich auch Stadtarchivar Dieter Zoremba im Stadtarchiv zugegen.
„Wir haben Einiges an das aus der Nachbarschaft Hamburger Berg entstandene Ankerrott (1980 gegründet) abgegeben. Natürlich unterstützen wir als Mitglieder des Rotts auch weiterhin. Wir fanden den Zeitpunkt jetzt aber gut, um die Chronik zu übergeben.“, erklärt Dieter Rieke auf Nachfrage nach den Beweggründen.
Ziel der Gründung der Nachbarschaft selbst war es, eine Interessenvertretung gegenüber der Stadt Blomberg ins Leben zu rufen. Als damals die Erschließungskosten abgerechnet werden sollten, legten die Mitglieder der Gemeinschaft Einspruch ein. Sie konnten der Verwaltung von damals nachweisen, dass die Kosten geringer ausgefallen waren, als dies im Ansatz der Fall war. Viele Veranstaltungen und Aktionen hat die Gemeinschaft seit ihrer Gründung im Jahr 1977 bereits mit Leben gefüllt. Kinderfeste, das Seifenkistenrennen in der Reinickendorfer Straße, verschiedene Ausflugsfahrten oder auch der Nikolausumzug – um nur einige zu nennen. Eine sehr aktive Gemeinschaft wie die Chronik deutlich dokumentiert.
„Quellen sind immer wichtig, daher bin ich wirklich sehr dankbar für diese tolle Chronik. Wenngleich sie neueren Datum ist (1977 – 2012), so will man auch dies erhalten. Es ist nun unsere Verpflichtung das Alltagsleben zu bewahren und entsprechend aufzuarbeiten. Irgendwann werden Heimatforscher dankbar für die Quelle sein.“, so Bürgermeister Klaus Geise, der die Chronik sichtlich interessiert durchblätterte bzw. sich von den Herren Rieke und Uder einiges erklären ließ.
Auch Stadtarchivar Dieter Zoremba freute sich sichtlich: „Geschichte fällt scheibchenweise von der Gegenwart ab. Viele sind der Meinung, dass nur 500 Jahre alte Quellen ins Archiv gehören, ich halte das für falsch. Wir bekommen natürlich ganz viel Material von der Verwaltung, dass zeigt jedoch nur eine Sichtweise auf. Ein Archiv lebt aber auch von der Sichtweise der BürgerInnen, daher ist diese Chronik eine absolute Ergänzung und Bereicherung für das Blomberger Stadtarchiv. Es ist unsere Aufgabe darzustellen, wie die Menschen zu welcher Zeit gelebt haben, die Chronik ermöglicht das und verdeutlicht die Bandbreite des alltäglichen Lebens. Dafür meinen herzlichen Dank.“
Warum der Hamburger Berg nun Hamburger Berg heißt, konnte nicht geklärt werden. „Man kann nicht immer von Namen ableiten. Die Stadt Hamburg muss nicht zwangsweise etwas damit zu tun haben, das gleichnamige Lebensmittel vermutlich auch nicht.“, erklärte Dieter Zoremba und ergänzt: „Auf einer Kopie des Urkatasters von 1882 (erstellt vom 14. Dezember 1980 bis März 1881) gibt es tatsächlich ein Flurstück mit dem Namen Hamburger Berg, warum das so ist kann ich nicht sagen. Die Namensgebung der Straßen ist jedoch klar nachvollziehbar und in der Städtepartnerschaft mit Berlin-Reinickendorf begründet.“, so der Blomberger Stadtarchivar.
«« vorheriger Beitrag: Heimspiel gegen Arminia Bielefeld ausverkauft