Die Zahl der Beschäftigten steigt und die Arbeitslosenquote sinkt – seit Monaten vermeldet das Bundesministerium für Arbeit und Soziales einen Aufwärtstrend auf dem deutschen Arbeitsmarkt. Doch trotz dieser positiven Entwicklung bleibt ein Phänomen deutlich: Langzeitarbeitslose profitieren davon kaum. „Wenn jemand länger als ein Jahre arbeitslos ist, dann ist dies nicht nur für den Betroffenen selbst eine leidvolle Situation. Auch die Gesellschaft leidet darunter; denn ihr gehen Fachkräfte verloren, während gleichzeitig die Ausgaben für Sozialleistungen steigen“, sind sich Henning Matthes, Vorstand des Jobcenters Lippe, und Heinz Thiele, Leiter der Agentur für Arbeit in Detmold einig. Die beiden haben daher mit allen wichtigen Partnern im Kreis Lippe eine Kooperation zur Verringerung der Langzeitarbeitslosigkeit in Lippe geschlossen.
Rund 6.000 Langzeitarbeitslose gibt es in Lippe. Ihre Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, betont Matthes. Thiele ergänzt: „Wir haben uns daher mit den Vertretern der Arbeitgeber und Kammern, den Gewerkschaften, dem Kreis Lippe und dem Netzwerk Lippe zusammengetan, um gemeinsam kurz-, mittel- und langfristige Lösungsideen und Handlungsstrategien zu entwickeln.“ Gemeinsame Interessen und Handlungsfelder sehen die Netzwerkpartner bei der Schaffung von zusätzlichen Ausbildungsplätzen, Qualifizierungen und der gezielteren Ansprache von Arbeitgebern.
„Häufig werden Bewerbungen von Langzeitarbeitslosen schon im Vorfeld von Unternehmen aussortiert und die Betroffenen gar nicht erst zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Diese Schere im Kopf der Arbeitgeber müssen wir angehen“, erklärt Matthes und verweist auf eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit, die zeigt, dass Arbeitgeber, die bereits einen Langzeitarbeitslosen eingestellt haben, von positiven Erfahrungen berichten und einen offeneren Umgang mit langzeitarbeitslosen Bewerbern pflegen als Firmen, die noch nie einen Betroffenen eingestellt haben.
Aber nicht nur Vorbehalte, auch fehlende Qualifizierungen sind große Hindernisse bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt. „Bildung ist der wirksamste Schutz gegen Langzeitarbeitslosigkeit. Deshalb wollen wir in einer Qualifizierungsoffensive zum einen zusätzliche Ausbildungsplätze für vermeintlich schwächere Bewerber einwerben, um präventiv Langzeitarbeitslosigkeit zu bekämpfen, und zum anderen betroffene Arbeitslose qualifizieren“, erklären Matthes und Thiele eines der gemeinsamen Ziele. Nicht immer müsse dies ein vollqualifizierter Abschluss sein, auch Teilqualifizierungen könnten die Wiedereinstieg ins Berufsleben beschleunigen. Auch Michael Wennemann, IHK-Geschäftsführer Aus- und Weiterbildung, bekräftigt: „Wir müssen mehr darauf achten, was jemand wirklich kann, als nur auf das, was auf dem Papier steht. Teilqualifizierungen sind deshalb ein guter Weg, Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden.“
Die Kooperationsvereinbarung des Jobcenters Lippe und der Agentur für Arbeit Detmold haben nun unterzeichnet: Arbeitgeberverband Lippe e.V., Kreisverband Lippe des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold, Kreishandwerkerschaft Paderborn/Lippe, Kreis Lippe und die Netzwerk Lippe gGmbH.
BUZ:
Wollen gemeinsam Langzeitarbeitslosigkeit bekämpfen – vorne v.l.: Henning Matthes und Heinz Thiele. Hintere Reihe v.l.: Thomas Jeckel (Geschäftsführer Netzwerk Lippe gGmbH), Andrea Hegerbekermeier (stv. Geschäftsführerin Kreishandwerkerschaft Paderborn-Detmold), Michael Wennemann (IHK Lippe zu Detmold) und Stefan Marx (DGB Kreisverband Lippe). Ebenfalls unterzeichnet haben: Marc-Henning Galperin (Arbeitgeberverband Lippe e.V.) und Karl-Eitel John (Fachbereichsleiter Jugend, Familie, Soziales Kreis Lippe)
Pressemeldung Kreis Lippe
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