Großes Interesse an Pressekonferenz der Elternpflegschaft.

Großes Interesse an Pressekonferenz der Elternpflegschaft.

Zu einer Pressekonferenz hatte Sascha Engler in seiner Funktion als Pflegschaftsvorsitzender im Namen der Elternpflegschaft der Grundschule am Weinberg am heutigen Montag, dem 7. März 2016, aufgrund der aktuellen Geschehnisse recht kurzfristig eingeladen. Neben der Presse wurde auch Bürgermeister Klaus Geise, stellvertretend für die Verwaltung, die Fraktionsvorsitzenden der Blomberger Parteien und die Schulleitung eingeladen. Die Flüggesche Scheune war mehr als gut gefüllt, ebenso wie die Schule am Weinberg selbst, denn darum sollte es am heutigen Tage gehen.

 

Vorangegangen war ein Bericht auf u. a. unserem Portal (siehe hier)  und ein offener Brief (siehe hier)  – auch hatten sich die betroffenen Eltern bereits 45 Minuten vor der eigentlichen Pressekonferenz getroffen, um das gemeinsame Vorgehen zu besprechen. Rund 310 Schüler füllen aktuell die engen Gänge der Grundschule am Weinberg sowie den Schulhof, im kommenden Jahr sollen es dann 350 sein. Eine Unterbringung im Gebäudebestand – nahezu unmöglich, gerade im Hinblick auf eine ordentliche Betreuung der Blomberger Schulkinder.

 

Einleitend erklärte Engler sinngemäß an Geise gerichtet: „Wir haben Probleme! Wir haben aus der Presse von den neuen Nutzungsplänen erfahren müssen. Gab es am 15.2. noch eine Ortsbegehung mit Vertretern der Elternschaft, der Schule und der Stadt, sowie eine anschließende Beratung, um ein Konzept für eine zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten der Grundschule am Paradies zu erarbeiten, hat die Stadt Blomberg am 18.2., also nur drei Tage später, ein Nutzungskonzept vorgestellt, dass mit den Informationen zuvor nichts mehr zu tun hat. Von einem solchen Ausmaß des Integrationszentrums war keine Rede, der Grundschule am Weinberg sollte die obere Etage zur Verfügung gestellt werden. Wir werden nun vor vollendete Tatsachen gestellt und haben Angst. Nicht vor den Flüchtlingen als Flüchtlingen, sondern vor Erwachsenen Personen und machen uns einfach Sorgen. Die zuvor erarbeitete, dünne Mehrheit, für die Kompromisslösung (Anm. d. Red.: Unterbringung eines Jahrgangs in vier Klassenräumen im Paradies), ist nach dem vergangenen Wochenende – es sind viele Gespräche mit Eltern geführt worden – nichts mehr übrig. Ich persönlich kennen keinen, der sein Kind nun noch darunter schicken will.“

 

Nach kurzer Pause und dann erfolgter Aufforderung an Geise sich zu äußern, zeigte diese sich zunächst überrascht. Er sei als Gast geladen an einer Pressekonferenz teilzunehmen, nicht zu einer Podiumsdiskussion oder einem Streitgespräch. Klaus Geise wäre jedoch nicht Klaus Geise, wenn er denn dann nicht doch ein paar Worte gesagt hätte. „Ich sehe mich heute nicht in der Lage, auf Ihre Fragen abschließend zu antworten. Eine Einschätzung will ich jedoch gerne geben“, so der Bürgermeister. Wie sollte er auch abschließend antworten? Letztlich ist der Förderantrag nur seitens der Verwaltung pro forma eingereicht worden um den seitens des Landes NRW gestellten Fristen gerecht zu werden und der Antrag wurde noch in keinem politischen Gremium behandelt. Wir erlauben uns seitens der Redaktion eine Anmerkung: Der Bürgermeister bestimmt nicht allein die politischen Geschicke der Stadt, glücklicherweise wurde er im Rahmen der Pressekonferenz auch nicht allein verantwortlich gemacht.

„Die Stoßrichtung bzw. die große Überschrift über dem Förderantrag ist die Förderung des sozialen Zusammenhalts. Mittel werden hier u. a. für Bildung oder Kultur bereitgestellt. Der Antrag selbst ist mit heißer Nadel gestrickt, das Land hat realisiert, dass schnelle Hilfe benötigt wird. So mussten Baumaßnahmen zum Beispiel nicht explizit ausgearbeitet werden, sondern es reichte eine Ideenskizze – es musste nichts in Stein gemeißelt werden. Am kommenden Mittwoch wird der Antrag zunächst im Sozialausschuss, dann am Donnerstag in der Ratssitzung behandelt werden. Sozialer Zusammenhalt bedeutet natürlich auch, dass die Belange der GS am Weinberg eingebracht werden sollen und die Schule eine funktionierende Heimstätte benötigt. Das diese im Antrag bislang noch nicht eingeflossen sind bitte ich zu entschuldigen, dies kann aber im nächsten Schritt erfolgen.“

 

Engler deutete nochmals auf die schlechte Kommunikation hin und erklärte: „Wenn Sie eine Möglichkeit sehen die Eltern wieder mit ins Boot zu holen – sehr gerne. Ich sehe das aktuell jedoch nicht.

 

Argumente die von besorgten Eltern vorgetragen wurden:

• Baulärm und entstehender Dreck während der Umbau-/ Sanierungsmaßnahmen
• doppelte Belastung des Lehrkörpers (Unterricht/ Pausenaufsicht)
• Erwachsene an der Schule (Anlaufstelle für Hunderte)
• Rauchen auf dem Schulgelände
• Umgangston unter den Erwachsenen

 

Unverständnis äußerten die Eltern auch für die Situation, dass es in der Vergangenheit Schulschließungen gegeben habe, dies obwohl aus ihrer Sicht die Entwicklung der Schülerzahlen abzusehen waren. Ein Argument, auf das Geise erwiderte: „Als diese Entscheidungen getroffen wurden, war die Situation und der damit vorhandene neue Platzbedarf nicht abzusehen, weder im Hinblick auf die gestiegene Geburtenrate, noch auf die Flüchtlingssituation.“ Als Beispiel führte der Bürgermeister die Grundschule in Großenmarpe an, wäre Istrup nicht geschlossen werden, so würde auch diese Schule lediglich „einzügig gefahren“ – in letzter Konsequenz würden dadurch noch mehr Unterrichtsstunden ausfallen.

 

Ein Vater bekam viel Applaus, als er die Frage aufwarf: „Wollen wir wirklich unsere Kinder mit traumatisierten syrischen Flüchtlingen, zugegeben armen Menschen, zur Schule gehen lassen? Die kapazitiven Probleme sind doch eher zweitrangig und das ist doch wohl für viele hier die Frage, die unter den Nägeln brennt.“ (Anm. d. Red.: Diese Äußerung wurde im Hinblick auf die erwachsenen Flüchtlinge und sonstige erwachsene Nutzergruppen getroffen)

 

Eine Mutter äußerte: „Egal ob es sich nun um Flüchtlinge oder sozial Schwache handelt, beides passt nicht mit unseren Kindern zusammen. Unsere Kinder, aber auch die Lehrkräfte in einer Art Konklave zu isolieren, das passt nicht zusammen.“ Auch die Schulleitung räumte Angst um das getrennte Kollegium ein. Ein Vater gab zu bedenken: „Wollen wir den dort einziehenden Personengruppen denn wirklich einen solchen Vertrauensvorschuss geben? Es geht hier um unsere Kinder. Verstehen die Verwaltung uns überhaupt? Der Mix dieser Situation ist nicht tragbar.“

 

Eine weitere Mutter sagte: „Es geht gar nicht darum, ob Flüchtlinge nun böse sind oder nicht. Erwachse gehören einfach nicht auf den Schulhof, dass verstört die Kinder doch nur.“ Die Befürchtungen der Eltern im Hinblick auf Erwachse sind nachvollziehbar, Äußerungen wie „Schulpflicht hin oder her, da schicke ich mein Kind nicht hin“, natürlich wider der gesetzlichen Grundlagen. Während ein normales Schulhofbild geprägt von spielenden Kindern ist, allenfalls der Lehrer als Aufsichtsperson auszumachen ist, würden zahlreiche Erwachsene dazu führen, dass Fremdkörper nicht mehr erkennbar wären. Das hier das Gefahrenpotenzial steigen würde, das muss für einen jeden klar erkennbar sein. Pädophilie und Kindesentführungen wären eventuell zu hart gewählte Stichworte, aber es gibt andere Störfaktoren, die sich negativ auf die Entwicklung von Kindern auswirken können.

 

Sascha Engler unterbreitete einen Vorschlag, für den er viel Zwischenapplaus bekam: „Was wäre zum Beispiel mit dem Gebäude in der Schulstraße 15. Auch die OGS könnte von einer schulischen Nutzung profitieren und die Kinder wären weiterhin auf einem Schulhof untergebracht.“ Bürgermeister Klaus Geise: „Ihre Argumente prallen ja nicht an der Verwaltung ab. Sie stehen in Abwägung zu allen anderen Argumenten, die im Rahmen dieser Angelegenheit im Raume stehen.“ Eine Entscheidung darüber trifft letztlich der von der Bevölkerung gewählte Rat der Stadt Blomberg, folglich wird zu erwarten sein, dass der Rathaussaal an diesem Tag mehr als nur gut gefüllt sein dürfte.

 

Auf Nachfrage erklärte Geise, dass es ohne Fördermittel, also vor dem Auflegen des Förderprogramms durch NRW, keine Ambitionen zur Errichtung eines Integrationszentrums gegeben habe. Auch äußerte er, dass sich die Beteiligten (Verwaltung, Schulleitung, etc …) noch mal an einen Tisch setzen werde, um etwas Schriftliches auszuarbeiten. Engler erklärte die Bereitschaft der Schulpflegschaft sich gerne einzubringen und gemeinsam mit weiteren nach einer Lösung zu suchen.


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