„In Lippe darf die Gesundheitsversorgung keine Frage des Wohnorts sein“, sagt CDU-Landtagsabgeordneter Walter Kern. Er sieht Handlungsbedarf, um Landärzte für Lippe zu gewinnen, und hatte Experten aus Medizin und Wirtschaft zur Diskussion des Themas nach Dörentrup eingeladen.
Mit dem bekannten Herzchirurgen Professor Dr. Reiner Körfer, dem Lügder Landarzt Dr. Bertel Berendes und Phoenix Contact-Geschäftsführer Professor Dr. Gunter Olesch saßen erfahrene und von den Stärken der Region überzeugte Fachleute auf dem Podium. Unter der Moderation von Lippes CDU-Bundestagskandidatin Kerstin Vieregge entwickelten sie ihre Ideen zur medizinischen Versorgung. „Wir brauchen eine konzertierte Image-Aktion für unsere Region und wir brauchen endlich eine medizinische Fakultät OWL, damit junge Ärzte sich hier niederlassen“, lautet das gemeinsame Fazit, dem sich auch das Publikum im übervoll besetzten Bürgerhaus mit viel Beifall anschloss. Während die Landesregierung die medizinische Fakultät als „zu teuer“ verworfen habe, sei sie im CDU-Wahlprogramm für NRW ausdrücklich verankert, informierte Walter Kern.
Die Expertenrunde hob besonders den mit der Fakultät erwarteten „Klebeeffekt“ auf die Absolventen hervor. Phoenix Contact habe dazu bereits „parallele Erfahrungen“, berichtete Geschäftsführer Olesch: „Viele unserer Ingenieure haben an der hiesigen Hochschule studiert und sind dann bei uns geblieben.“ Allerdings gelte es auch, die Vorteile der Region
zu vermarkten: „Die Fachkräfte sind wie Profi-Fußballer: Sie wollen nicht in der zweiten Liga spielen, sie wollen zum FC Bayern München“, stellte Olesch klar. Dass sich Lippe und OWL als Gesundheitsregion nicht verstecken müssen, betonte der vor Jahren aus Düsseldorf nach Bad Oeynhausen gewechselte Körfer. „Wir haben sehr gute Kliniken hier, die zum Glück auch in kommunaler Hand sind.“ Grundsätzlichen Änderungsbedarf sieht er bei der Studienzulassung über den Numerus Clausus. „Gute Schulnoten sagen nichts über die medizinische Qualifikation. Hier wären zum Beispiel Auswahlverfahren hilfreicher“, sagte der Praktiker und brachte damit auch die Anforderungen an die Landärzte in die Debatte ein.
„Die Menschen sind nicht nur von acht bis 16 Uhr krank. Wenn ein Arzt nicht bereit ist, am Wochenende zu arbeiten, hat er seinen Beruf verfehlt“, beschrieb Körfer die Arbeitseinstellung, die auch Berendes teilt. Dieser organisiert seine Arbeit mit Unterstützung einer NäPa (Nichtärztliche Praxisassistentin). „Ohne geht es nicht“, weiß er. Als Handicap für neue Landärzte sieht er die Unterschiede in der Bezahlung: Wenn Berendes einen Hausbesuch macht, erhält er dafür rund 10 Euro weniger als sein niedersächsischer Kollege im benachbarten Bad Pyrmont. „Hier muss sich etwas ändern“, lautete die Kritik in Richtung Kassenärztliche Vereinigung.
Walter Kern dankte der Expertenrunde und dem Publikum für die offene Diskussion und den Einsatz für die Region. „Wir haben starke Netzwerke hier. Wir können sie nutzen und gemeinsam für die medizinische Fakultät und mehr Landärzte arbeiten“, sagte der Landtagsabgeordnete abschließend.
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