In der aktuellen Diskussion um die ärztliche Sterbehilfe spricht sich die Ärztekammer Westfalen-Lippe erneut für ein würdiges Sterben mit palliativmedizinischer Versorgung entsprechend dem Konzept von Bundesgesundheitsminister Gröhe aus. Für den Kammerpräsidenten Dr. Theodor Windhorst widerspricht die Mitwirkung des Arztes bei der Selbsttötung den ethischen Grundsätzen des ärztlichen Selbstverständnisses. „Es ist nicht Aufgabe des Arztes, aktiv den Tod herbeizuführen. Unsere Aufgabe ist das Helfen und Heilen und damit eine konstante Begleitung in den Tod“, sagt Windhorst. Das ärztliche Handeln diene der Linderung von Leiden und dem Beistand Sterbender und ihrer Angehörigen.
Wenn sich aktuell über zwei Drittel der Bevölkerung für eine aktive Sterbehilfe bei unheilbar Kranken aussprächen, zeuge das „von der Angst, in der schwierigsten Lebenssituation alleine gelassen zu werden“, so Windhorst. Aber todkranke Patienten dürften im Sterben nicht ohne Beistand sein. Ein Sterben in Würde und ohne Schmerzen müsse oberste Priorität haben. Schwerstkranke und sterbende Patientinnen und Patienten bedürften auf ihrem letzten Weg ärztlicher und pflegerischer Hilfe wie auch der Unterstützung durch Angehörige. Auf dieser Gewissheit der Hilfe beruhe auch das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient, egal, welche Kosten und Mühen dieser letzte Hilfsdienst erfordere.
Windhorst: „Wir brauchen die Hilfe durch Begleitung, nicht eine vermeintliche Hilfe durch die Spritze oder einen Cocktail.“ Zudem warnte er davor, dass äußere Umstände wie die Einwirkung von Verwandten und Angehörigen oder auch finanzielle Bedingungen die Entscheidung für die Sterbehilfe beeinflussen könnten. „Ein Kosten-Nutzen-Denken darf es auch in solch einer Situation nicht geben.“ Auch die selbsternannten Heilsbringer mit der schnellen Todeslösung nutzten nur die Ängste der Menschen für ihr selbstgebasteltes Endzeitszenario aus. Dies gehe bis zu geschäftsmäßigen Modellen mit dem Tod.
Die Ärztekammer Westfalen-Lippe setze sich bereits seit langer Zeit für den weiteren Ausbau der Palliativmedizin ein. Es sei bewiesen, dass eine gute Palliativmedizin mit einer kompetenten Symptom- und Schmerzkontrolle die Möglichkeit biete, dem Patienten die Ängste vor dem Sterben zu nehmen, sodass er seinen bevorstehenden Tod leichter akzeptiere. So könne er in Würde Abschied vom Leben und den Angehörigen nehmen. Dies bedeute auch die Wahrung des ärztlichen Berufsethos sowie der Letztverantwortung des behandelnden Arztes des Vertrauens.
Pressemeldung Ärztekammer Westfalen Lippe