Laura Mühlenmeier, Renée Schünemann, Dr. Lutwin Spix, Thomas Lalk, Mara Wedertz, Fabio Husmann, Inga Eikmeier und Marvin Beckmann (v.l.n.r.). Foto: IHK Lippe.

Große Konzerne, Umweltverschmutzung, eintönige Jobs, Ruhrgebiet. Die Assoziationen zum Thema „Industrie“ sind bei jungen Menschen immer noch negativ besetzt. Die wenigsten können sich deshalb vorstellen, in einem Industrieunternehmen zu arbeiten. Grund genug für die Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe), weiter die Werbetrommel zu rühren und die erfolgreiche Reihe der Podiumsdiskussionen fortzusetzen. Jüngst hieß es am Gymnasium in Barntrup: „Industrie? Was soll das!“

 

„Wir wollen Sie hier zu nichts überreden“, machte IHK-Geschäftsführer Andreas Henkel gleich zur Begrüßung der Oberstufenschüler deutlich. Es gehe darum, Einblicke in die lippische Wirtschaft zu geben, Möglichkeiten und Perspektiven aufzuzeigen. Denn bei der Umfrage, die die IHK Lippe zuvor unter den Schülerinnen und Schülern durchgeführt hatte, stand bei den Zukunftswünschen ganz oben: „Einen guten Job haben.“ Der Großteil verbindet gut mit gut bezahlt.

 

Von 2.000 Euro bis 10.000 Euro Verdienst im Monat reichte die Spanne, als Moderatorin Mara Wedertz gezielt im Publikum nachfragte. „Hier in Lippe ist alles möglich“, kommentierten die beiden Firmenvertreter Dr. Lutwin Spix von Friedrichs & Rath GmbH sowie Thomas Lalk von der KEB Automation KG diese Gehaltsschere. Worüber sonst eher der Mantel des Schweigens liegt, wurde auf dem Podium Tacheles gesprochen. „Der IG-Metall-Tariflohn liegt für Berufseinsteiger bei 44.000 Euro Jahresgehalt.

 

Mit abgeschlossenem Studium liegt man bei 56.000 Euro“, nannte Thomas Lalk konkrete Zahlen. Nach oben hin sei alles offen. Womit Co-Moderatorin Laura Mühlenmeier gleich ein Stichwort für das nächste Thema hatte: „Verdient man mit einem Studium grundsätzlich mehr Geld? Und wenn ja, warum sollte man sich dann überhaupt für eine duale Ausbildung entscheiden?“ „Weil man nach einer Ausbildung viele Möglichkeiten hat“, nahm Dr. Lutwin Spix den Faden auf. „Man kann seinen Meister oder den Techniker machen.

 

Beide Titel stehen am Ende dem Bachelor auch finanziell in nichts nach.“ Und natürlich könne man nach der Lehre noch studieren. Mit viel mehr Hintergrundwissen und praktischer Erfahrung im Gepäck. Genau das ist der Plan von Fabio Husmann. „Ich mache eine Ausbildung bei KEB zum Elektroniker für Geräte und Systeme“, erzählte der Barntruper, der im Jahr 2016 sein Abitur erfolgreich abgelegt hat und der eine Lanze für die Ausbildung brach.

 

„Nur vor Ort lernt man die Prozesse eines Unternehmens kennen und kann später das Gelernte im Studium anwenden“, ist er sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Einen etwas anderen Weg ist Renée Schünemann gegangen. „Ich habe bei der Firma SynFlex ein duales Studium absolviert“, berichtete die junge Frau von drei arbeitsintensiven Jahren, nach denen sie sowohl die Lehre zur Groß- und Außenhandelskauffrau als auch das Studium in der Tasche hatte.

 

Wochentags im Betrieb und in der Berufsschule, freitags und samstags in der Uni, lautete ihr straffer Plan. Bereut habe sie diese Wahl nicht. „Im Gegenteil. Inzwischen arbeite ich bei SynFlex im strategischen Einkauf.“ Inga Eikmeier und Marvin Beckmann komplettierten die Diskussionsrunde als Schülervertreter. Beide haben ein Studium fest im Visier. Damit gehören sie zu 46,2 Prozent in Barntrup. 36,6 Prozent sagen: eventuell. Nur 17,2 Prozent wollen nicht die akademische Laufbahn einschlagen.

 

Durch diese Zahlen lassen sich die lippischen Unternehmensvertreter jedoch nicht demotivieren. „Es gibt ja genügend Jugendliche, die anschließend merken: Diese Studiererei ist nichts für mich“, sieht Dr. Lutwin Spix hier echtes Potential. „Abbrecher können sich gerne bei uns bewerben. Das ist kein Manko und hat nichts mit Versagen zu tun.“ Auch Thomas Lalk rät, sich in diesem Fall einmal zu schütteln und danach in die richtige Richtung zu laufen, zu den lippischen Wirtschaftsunternehmen zum Beispiel. Getreu dem Standortkampagnenspruch: „Lippe hat keine hohen Berge. Aber steile Aufstiegsmöglichkeiten.“

 

 


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