Die Kraft des Wirtschaftsaufschwungs lässt 2019 nach. Trotz zunehmender Konjunkturrisiken hält Volker Steinbach, Präsident der Industrie- und Handelskammer Lippe zu Detmold (IHK Lippe) ein solides Wachstum auf niedrigerem Niveau für realistisch. „Der Höhenflug ist vorbei, aber die regionale Wirtschaft wächst auch im neuen Jahr weiter“, ist Steinbach überzeugt. Vor allem die anhaltende starke Binnenkonjunktur nährt die Zuversicht Steinbachs. „Die sehr gute Beschäftigungslage, die erfreulich hohe Konsumnachfrage und die gute Auslastung der Betriebe bilden ein stabiles Fundament“, kommentiert der IHK Präsident das Ergebnis der aktuellen Konjunkturumfrage.
Nach exzellenten Wirtschaftsjahren sind die Erwartungen auf einen weiteren Höhenflug gedämpft. Diese Entwicklung zeichnete sich bereits in der Sommerumfrage 2018 ab. Der Blick in die Zukunft ist verhaltener. Erstmals seit dem Winter 2012 liegt der Saldo aus Positiv- und Negativmeldungen leicht im Minus. Das hat zur Folge, dass sich der IHK-Konjunkturklimaindikator abschwächt und aktuell bei 115,3 Punkten liegt.
Weltweit zunehmende Handelskonflikte, anhaltender Protektionismus, die Gefahr eines ungeordneten Brexits sowie eine mögliche Schuldenkrise der Mittelmeeranrainerstaaten: Die weltpolitische Lage ist instabil. Das sorgt für Unsicherheit und Spannungen mit negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Dies könnte auch die wirtschaftliche Entwicklung der lippischen Unternehmen beeinträchtigen. Das Risiko, dass sich die Exportnachfrage abschwächt, steigt.
Zur Jahreswende meldeten 45 Prozent der lippischen Unternehmen eine gute Geschäftslage. Im Sommer 2018 vergab noch jedes zweite Unternehmen gute Konjunkturnoten. Der Anteil der Unzufriedenen lag unverändert bei neun Prozent. Der Auftragseingang hat bei einigen Unternehmen an Schwung verloren und die Umsätze waren niedriger als geplant. Hohe Personalkosten und relativ hohe Material- sowie Energiekosten wirkten sich negativ auf die Renditenaus.
Für 2019 geht ein Fünftel (Sommer 2018: ein Sechstel) der heimischen Unternehmen davon aus, dass sich die Geschäftslage weiter verbessert. Chancen sehen die Betriebe insbesondere in der Gewinnung neuer Kunden und Erschließung neuer Märkte durch Neuentwicklungen. Außerdem wollen sie bestehende Geschäftsverbindungen intensivieren und den Service sowie das Dienstleistungsangebot ausbauen. Ebenfalls soll durch die Optimierung der Fertigung die Kostenstruktur verbessert werden. Die Zukunftschancen gerade der kleinen und mittleren Unternehmen werden durch den anhaltenden Arbeitskräftemangel beeinträchtigt.
Die Unternehmen stellen sich die Frage, mit welchem Personal sie zukünftig noch planen können. Knapp ein Viertel befürchtet eine Verschlechterung der Lage. Das sind doppelt so viel Unternehmen wie in der Sommerumfrage 2018. Bei diesen Unternehmen zeigen die Umsatz- und Ertragsprognose nach unten. Die größten Herausforderungen für die heimische Wirtschaft liegen in der Entwicklung der Inlandsnachfrage, dicht gefolgt vom Fachkräftemangel und den hohen Arbeitskosten. Die Sorge um den Export treibt gerade die größeren Unternehmen um.
Sie leiden ebenfalls stark unter nicht kalkulierbaren Wechselkursschwankungen, die einen Teil der Margen aufzehren. Die lippische Wirtschaft hat im abgelaufenen Jahr sehr viel investiert u.a. in Kapazitätserweiterungen. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Investitionsneigung im Inland für 2019 nachlässt. Hauptmotiv bleibt die Ersatzbeschaffung, gefolgt von Rationalisierung und Produktinnovationen. Die Investitionsbudgets werden aber nicht nur im Inland gekürzt. Auch die Auslandsinvestitionen werden zurückgehen.
Mehr als vier von zehn Unternehmen haben im letzten Jahr zusätzliches Personal eingestellt. Ein Siebtel hat den Mitarbeiterstab verkleinert. Für das gerade begonnene Jahr würden 15 Prozent gern weitere Mitarbeiter*innen einstellen, wenn sie geeignete Bewerber finden. Die Herausforderung liegt darin, geeignete Bewerber finden. An der aktuellen Konjunkturumfrage beteiligten sich 164 Unternehmen mit gut 16.800 Beschäftigten in Lippe. Diese Unternehmen gehören zu den Bereichen Industrie, Bau, Handel, Dienstleistung und Kreditgewerbe.
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