Medikamente können Menschen das Leben retten, aber sie können auch großen Schaden anrichten, wenn sie falsch verabreicht werden. Mediziner setzen deshalb große Hoffnungen in die individualisierte Medikation. An der TH OWL untersuchen Wissenschaftler, wie man Medikamente auf Merkmale wie Alter und genetische Struktur zuschneiden und kostengünstig herstellen kann.
Kinder benötigen andere Medikamente als Erwachsene, Frauen andere Medikamente als Männer. Eine Behandlung, die individuell auf die Patienten zugeschnitten ist, berücksichtigt beispielsweise Alter, Geschlecht und Stoffwechsel des Betroffenen bei der Dosis des Arzneistoffs. Die dazu notwendigen medizinischen Daten werden mit Hilfe von Informationstechnologien zusammengeführt.
„Individualisierte Medikamente sind zum Beispiel in der Tumortherapie von Bedeutung. Einige Krebsmedikamente erzielen nur dann die erwünschte Wirkung, wenn ein bestimmtes Zellmerkmal vorhanden ist“, erklärt Gerd Kutz. Er ist Professor für Medizin- und Gesundheitstechnologie und Sprecher des Forschungsschwerpunktes Applied Health Sience an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe.
Kutz und seine Kollegen beschäftigen sich mit der Frage, wie solche personalisierten Medikamente kostengünstig hergestellt werden können. Eine Möglichkeit ist der 3D-Druck. Ein mit diesem Verfahren hergestelltes Arzneimittel wurde erstmals im Jahr 2015 in den USA zugelassen. Ein 3D-Drucker kann prinzipiell in jedem Krankenhaus oder in der Apotheke stehen. Der 3D-Drucker kann dann jedem Patienten „seine“ Tablette drucken.
„Für den Patienten kann die richtige Dosis seines Medikaments im Ernstfall über Wohl und Wehe entscheiden“, sagt Volker Lohweg, ebenfalls Professor des Studiengangs Medizin- und Gesundheitstechnologie und Leiter des Instituts für industrielle Informationstechnik (inIT) an der TH OWL. „Deshalb ist es wichtig, dass mittels Authentifikation sichergestellt wird, dass die richtigen Medikamente zu den richtigen Patienten kommen.
Dazu ist Digitalisierung wichtig.“ Das Drucken von Wirkstofflösungen auf Esspapier ist eine weitere Möglichkeit Arzneimittel herzustellen, die auf den Patienten zugeschnitten sind. Die Informationen zum Patienten und die Art seiner Erkrankung werden dabei als eine Art Barcode mit dem Medikament auf das Esspapier gedruckt. Das erhöht die Sicherheit für den Patienten, weil es Manipulationen erschwert.
Die hat es beispielsweise bei teuren Medikamenten in der Vergangenheit wiederholt gegeben. Laut dem Verband forschender Arzneimittelhersteller werden aktuell bereits über 60 Medikamente in Deutschland personalisiert verabreicht. Weitere Medikamente stehen vor der Zulassung oder der Markteinführung, vor allem in der Behandlung von Krebs und Viruserkrankungen.
Medizin- und Gesundheitstechnologie an der TH OWL:
Den Studiengang Medizin- und Gesundheitstechnologie gibt es seit zwei Jahren an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe. „In diesem Studiengang bekommen Studierenden das Rüstzeug, um die Technik für die Medizin der Zukunft zu gestalten“, sagt Professor Volker Lohweg Zu den Schwerpunkten des Studiums gehören Pharmatechnik, Authentifikation, Bildverarbeitung, Mikrobiologie und Biomedizintechnik. Unternehmen aus der Gesundheitsbranche haben bundesweit hohen Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren mit diesem Spezialwissen. Bewerbungen sind noch bis zum 15. Juli möglich unter onlinebewerbung.th-owl.de.
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