Am 8. Dezember haben wir nachfolgenden Bericht verfassen dürfen, nun sind die Karten eingetroffen und können abgeholt werden. Wer weiterhin auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk ist – nun gefunden?! „Kleine Stadt die Weltstar hat“, titelte die NelkenWelt im Mai 2013. Nun ist Opernsänger Zoran Todorovich ganz in der Nähe zur Nelkenstadt zu erleben. Am 6. Januar 2018 findet ab 19:30 Uhr im schönen Konzertsaal der Kulturstiftung in Marienmünster das Konzert „Un Viaggio“ statt. Der Saal war nach dem Beginn des Umbaus der drei Wirtschaftsgebäude „Schafstall, Reisescheune und Ackerscheune“ der erste fertige Abschnitt. Seit 2007 haben dort bereits unzählige Konzerte und weitere Veranstaltungen stattgefunden, so nun auch diese mit Bezug zu Blomberg. Präsentiert werden Lieder und Arien im neuen Stil, Tenor Zoran Todorovich wird begleitet von Aleksandar Nikolic (Bandoneon), Zoran Anic (Gitarre) und Slobodan Geric (Kontrabass). Die limitierten Karten für das Konzert gibt es ab kommendem Donnerstag (14.12.2017) bei der Stadt Marienmünster, in der Praxis von Dr. Bertel Berendes in Lügde (Pyrmonter Str. 8), beim Haus der Musik in Detmold (Wallgraben 6, 32756 Detmold, Telefon: 05231 302078) und bei Garten- und Heimtierbedarf Wnendt in der Schiederstraße 3 in Blomberg  zum Preis von nur 30 Euro. Wenn das nicht ein passendes Weihnachtsgeschenk ist??? Der Clou dabei, zu jeder Eintrittskarte spendiert der Blomberger noch eine seiner CDs. Einen kleinen Vorgeschmack finden unsere Leser HIER. Wem das noch nicht reicht, den laden wir gerne ein unser Interview aus 2013 zu lesen:

 

Kein geringerer als Opernsänger Zoran Todorovich, der auch nach all den Jahren die Kritiker der Branche immer wieder überrascht und in seiner Entwicklung nie stehen geblieben zu sein scheint, hat sich Blomberg zur Wahlheimat genommen. Bereits seit 12 Jahren residiert er abgeschieden in einem Blomberger Ortsteil und genießt, zwischen seinen Auftritten auf den großen Opern-Bühnen dieser Welt, das ländliche Flair. Zoran Todorovich erfüllte den Wunsch der Redaktion und stellte sich den Fragen von Markus Bültmann.

 

Angefangen hat alles mit einem Geschenk Ihrer Eltern, einer Gitarre, die Sie im Alter von 10 Jahren bekamen und heute als Segen bezeichnen – Warum?

Die Gitarre stellte für mich den ersten, konkreten Bezug zur Musik her. Ich habe mir innerhalb des ersten Jahres bereits rund 400 Titel autodidaktisch beigebracht – ich war regelrecht infiziert. Schritt für Schritt lernte ich mehr und der Traum mit der Musik Geld zu verdienen festigte sich in dieser Zeit. In meiner damaligen Heimatstadt Belgrad gab es das „Haus der Jugend“, dort konnte man sich in einer Liste eintragen und ein paar Lieder spielen. Aus fünf Liedern wurden sieben, wurden elf – die Leute haben mich gar nicht mehr von der Bühne gelassen. Offenbar habe ich die Menschen verzaubert, das hat mich fasziniert.

 

Liegt das musikalische Talent in der Familie?

Nein, ich bin der erste in der Familie der sich beruflich mit Musik und Schauspiel auseinandergesetzt hat. Durch Zufall landete ich zudem in einem Chor. Der damalige Dirigent war zeitgleich Direktor des staatlichen Konservatoriums und entdeckte mein Talent. Parallel zu meiner Ausbildung als Flugzeugautomatiker – meine Familie konnte die Lage damals noch nicht einschätzen, Abitur und Ausbildung waren da Pflicht – machte ich im Alter von 19 Jahren ein Studium.

 

Sie zählen zu den gefragtesten Tenören ihres Faches. Was unterscheidet Sie von Kollegen?

Ich bin nun seit 20 Jahren im Bereich der Oper aktiv. Vorher gab es auch eine kleine lateinamerikanische Gruppe mit vier Gitarren und zwei Flöten, auch da konnte ich bereits nebenbei etwas Geld verdienen. Was die Branche von anderen unterscheidet ist eventuell, dass der Künstler selber weniger im Vordergrund steht. Agenturen buchen Rollen und nicht jeder Sänger kann jede Rolle ausfüllen. Ich persönlich eigne mich zum Beispiel nicht mehr so sehr für die Rollen des lyrischen Faches, das müssen eigentlich die jüngeren Kollegen machen. Die wiederum müssen zunächst den gleichen Reifeprozess durchlaufen wie ich, um meine aktuellen Rollen singen zu können. Niemand wird mit einer heldenhaften Stimme geboren, das muss sich entwickeln und benötigt einfach Zeit.
Das was ich tue begreife ich als großes Privileg, wenn ich meiner Arbeit einmal nicht mehr nachgehen kann, dann bedanke ich mich für die schöne Zeit die ich haben durfte. Ich habe mich nie unter Druck setzen lassen und zum Beispiel vor zehn Jahren einen Plattenvertrag abgelehnt. Ich wollte schon immer selbst entscheiden was ich mache bzw. was produziert wird. Das unterscheidet mich möglicherweise ein wenig und gab mir die Möglichkeit mich völlig frei zu entwickeln.

 

Welche sind das aktuell?

Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Im März und April habe ich an den Opernhäusern Antwerpen und Genf Wagners Parsifal gesungen, im Mai und Juni steht Verdi´s „un ballo in maschera“ (Deutsche Oper am Rhein in Düsseldorf) in meinem Kalender und im September singe ich „Aida“, ebenfalls von Verdi an der Oper Marseille.

 

Das sind schon mal vier Opernhäuser, gab es weitere?

(Lacht) Na klar, in über 20 Jahren kommen schon einige zusammen. Angefangen hat alles übrigens in Detmold, dann Hannover, München, Paris, Hamburg, Wien,
San Franzisko, etc…

 

Eine lange Liste! Welche sind denn die bedeutsamsten Auftritte gewesen?

Ach wissen Sie, da gibt es viele. Eines welches ich nennen möchte ist die Rückkehr nach Hannover gewesen. Nachdem ich dort am Anfang meiner Laufbahn ein sechs Jahre andauerndes Engagement hatte kehrte ich nach zwölf Jahren dorthin vor erst zwei Jahren zurück. Man hatte mich dort als Stargast für „Carmen“ gebucht. Vielen bin ich aus der Zeit noch als Todo bekannt, einigen auch als Pavarotti von Hannover (freut sich sichtlich über dieses nachhaltige Kompliment). Nach unserem Auftritt hörte der Applaus einfach nicht auf und zwang mich letztlich im wahrsten Sinne des Wortes auf die Knie. Meine Kollegin stellte mir die Frage warum ich denn hier wie ein Popstar verehrt werde. Als ich ihr die Geschichte meines früheren Engagements erzählte wurde mir selbst bewusst, dass man mich in all den Jahren nicht vergessen hatte, das hat mich sehr gerührt.

Auch das exklusive Konzert zu meinem 50. Geburtstag in Detmold war geprägt von bewegenden Momenten. Viele meiner Kollegen legen derartige Veranstaltungen in die großen Opernhäuser, ich wollte es klein und romantisch haben und bekam dafür auch viel Beifall von der Fachpresse.

 

Pop-Stars spielen vor 100.000 Fans, und ein Opernsänger?

Stadien füllen wir eher nicht (lacht dabei), dass hat mit der Akustik zu tun. Ich bin zwar mal mit einem Klassik-Konzert vor 16.000 Menschen in Eindhoven aufgetreten, das war auch ein einmaliges Erlebnis, sonst sind unsere Bühnen jedoch vergleichsweise bescheiden. Die Pariser Oper fasst beispielsweise 2.800 Personen, in den USA sind die Bühnen deutlich größer, San Franzisko bietet 4.800 Zuhörern Platz.

 

Wie hoch ist der schauspielerische Anteil?

Talent zur Interpretation ist natürlich wichtig und füllt die Rolle erst richtig aus, macht sie glaubwürdig. Im Vergleich zu Pavarotti kann ein Placido Domingo zwar stimmlich nicht ganz mithalten, das Publikum ist jedoch aufgrund des größeren schauspielerischen Talents noch mehr fasziniert. Man kann beobachten, dass der schauspielerische Anteil immer mehr zunimmt.

 

Wie viele Auftritte haben Sie im Jahr?

Ich beschränke mich hier auf ca. 40 Auftritte in der Oper und ca. zehn Konzerte, mehr geht dann doch zu Lasten der Qualität.

 

Ihre Stimme ist Ihr Kapital, wie schonen und trainieren Sie Ihre Stimme?

Man muss sich die Stimme wie einen Muskel vorstellen. Solange das was ich technisch bieten kann auch biologisch unterstützt wird ist alles gut. An den Tagen vor einer Premiere versuche ich schon möglichst wenig zu sprechen und singe mich dann zwei Stunden vor dem Auftritt warm. Körperliche Fitness hole ich mir über das Golfspielen, dadurch fühle ich mich auf der Bühne sehr frisch. Spezielle Übungen, also ein spezielles Ritual, habe ich allerdings nicht, lediglich kleinere Übungen. Zu Hause singe ich einfach nach Lust und Laune.

 

Ihr Beruf bringt ein Leben aus dem Koffer mit sich, ist Blomberg Urlaub oder Heimat?

Ein bisschen von Beidem. Zunächst einmal fühle ich mich in Blomberg, meinem Zentrum, fast wie in der Toskana. Hier ist meine Familie, meine Heimat und das genieße ich sehr. Im Alter stellt man sich die Frage nach Prioritäten, meine Frau und mein 16-jähriger Sohn stehen vollkommen hinter mir, anders ginge das gar nicht. Wenn es die Zeit ermöglicht ziehen wir uns auch gern mal nach Mallorca zurück, dort haben wir uns eine kleinen Oase gegönnt, wirklich eine kleine.

 

Ist die Oper etwas für die besser Verdienenden?

Nein, auf keinen Fall. Es gibt ganz verschiedene Preis-Kategorien, da ist für jeden etwas dabei. Die Oper muss es einem aber einfach auch wert sein, auch wenn nicht jeder einen Zugang entwickelt, meistens sind neue Leute sehr fasziniert. Letztlich ist die Oper preislich eine publikums- und volksnahe Theatergattung wie jede andere auch.

 

Vielen Dank für Ihre Zeit und den Einblick in das Opernleben.

Herzlich gern.

 

Randnotiz von Markus Bültmann: Das Wesen meines Interviewpartners ist schwer in Worte zu fassen. Zoran Todorovich betrat mein Büro nicht nur, er füllte es aus, machte es in einer fesselnden Art und Weise zu seiner Bühne. Trotz vorhandenen Wissens seiner Qualitäten keine Spur von Überheblichkeit. Ganz im Gegenteil! Die Art und Weise seine Geschichten zu erzählen, durchzogen mit Bodenständigkeit und Bescheidenheit, sorgten mehrfach für Gänsehaut auf meinen Armen – und das obwohl er im Interview geredet und nicht gesungen hat. Wenn Musik eine Brücke zwischen Erde und Himmel ist, dann hat Zoran Todorovich auf festem Fundament gebaut und eine Brücke geschaffen, auf der man sehr gerne wandelt. Ich durfte einen faszinierenden Menschen kennen lernen.


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