VerbraucherzentraleOutfits gegen Wind und Wetter – was wirklich in der High-Tech-Kleidung steckt, erkennen Verbraucher nur schwer.

Wer der Umwelt zuliebe zur Arbeit oder zum Einkaufen radelt, zieht gerne wetterfeste Funktionskleidung an. Doch welche Mittel wurden eingesetzt, damit die Outdoor-Kleidung gegen Wind, Kälte und Regen schützt? Anhand der Kennzeichnung kann der Träger das selten erkennen, wie unsere Stichprobe ergab. Wir haben die Produktangaben von 20 im Handel erhältlichen wetterfesten Funktionsjacken geprüft. Die vollständige Liste gibt es hier als pdf.

Auf den angehängten Etiketten wimmelte es nur so vor Technikbegriffen und schwer durchschaubaren Handelsbezeichnungen. Nur bei einer Jacke fanden sich Hinweise darauf, dass weder in der Oberflächenimprägnierung noch in der Membran zwischen Oberstoff und Futter schädliche per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) verwendet wurden. Nur ein Viertel der Jacken war laut Herstellerangaben PFC-frei imprägniert. Zwölf Firmen lieferten keine Angaben zu verwendeten wasserabweisenden Stoffen. Drei schlossen auf den Produktetiketten lediglich Einzelsubstanzen, aber nicht PFC generell aus.

Um eine umwelt- und gesundheitsfreundliche Kaufentscheidung treffen zu können, benötigen Fans von Outdoor-Bekleidung vollständige und transparente Informationen am Kleidungsstück über die verwendeten Materialien, vor allem darüber, ob Fluorchemie in der Kleidung enthalten ist oder nicht. Deshalb – so unsere Forderung – muss eine entsprechende Kennzeichnung gesetzlich vorgeschrieben werden.

Wer sich gerne mit wetterfester Funktionskleidung eindecken möchte, sollte folgende Tipps berücksichtigen:

  • High-Tech-Gifte meiden. Viele Outdoor-Produkte werden mit poly- und perfluorierten Chemikalien (PFC) behandelt. Diese Stoffe verleihen den Textilien wasser- und ölabweisende Eigenschaften und sollen gleichzeitig eine gute Atmungsaktivität gewährleisten. PFC werden als Imprägnierung und als Membran eingesetzt. Bei Herstellung, Gebrauch und Entsorgung werden schädliche Chemikalien, von denen einige krebserregend und fortpflanzungsbeeinträchtigend sind, an die Umwelt abgegeben. PFC sind in der Natur nicht biologisch abbaubar. Bestimmte PFC verbreiten sich über den ganzen Globus, gelangen ins Wasser und in die Nahrungskette und sind auch in Mensch und Tier sehr langlebig.
  • Zweckmäßigkeit überdenken. Ein Spaziergang durch heimischen Wald oder am See entlang ist nicht zu verwechseln mit einer Bergwanderung in luftigen Höhen oder einem Segeltörn auf rauer See. Ein mit High-Tech ausstaffiertes Bekleidungsstück ist folglich nicht für jeden Zweck notwendig. PFC freie Alternativen sind ebenfalls wind- und wetterfest und halten Regenwetter stand.
  • Kennzeichnung beachten. Empfehlenswerter als fluorhaltige PTFE-Membrane sind fluorfreie Kunststoffe wie Polyester oder Polyurethan. Fluorfreie Imprägnierungen, die auf Dendrimeren, Paraffinen oder Polyurethan-Emulsionen basieren, sind ebenfalls die bessere Wahl als PFC. Beim Kauf sollten Kunden deshalb ihren Blick auf Produkte richten, die mit Hinweisen wie „PFC-frei“, „100 Prozent Fluorcarbon – free“ oder „Fluorine-free“ versehen sind. Falls solche Angaben fehlen, ist der Einsatz dieser Schadstoffe bei der Imprägnierung nicht ausgeschlossen. Textilsiegel, die Schadstoffgrenzen in Produkten kennzeichnen, liefern zum Verzicht auf PFC keine verlässlichen Hinweise: Oeko-Tex® Standard 100 oder bluesign® beschränken die Verwendung bestimmter Fluorverbindungen, verbieten jedoch nicht generell den Einsatz von PFC.
  • Beschaffenheit und Preise vergleichen. Etiketten und Schildchen reichen als einzige Informationsquellen meist nicht aus. Oftmals können zusätzlich Produktinformationen im Internet auf den Herstellerseiten nachgelesen und auch Preise verglichen werden. Viele Outdoor-Hersteller äußern sich auf ihren Websites zum Einsatz von PFC in ihrem Sortiment. Tipp: Nicht nur Markenhersteller, sondern auch preisgünstigere Eigenmarken werben mit einer fluorfreien Imprägnierung.
  • Auf Nachimprägnierung verzichten. Die wasserabweisenden Eigenschaften des Oberstoffs gehen beim Gebrauch und durch das Waschen der Jacke häufig mit der Zeit verloren. Für diesen Fall werden Imprägniermittel entweder zum Aufsprühen oder zur Benutzung in der Waschmaschine angeboten – leider auch solche mit umweltschädlicher Fluorchemie. Am besten wäre es einfach ganz auf die Nachimprägnierung zu verzichten: Der Oberstoff würde dann zwar nass, aber es gibt ja noch die Membran, die den Träger der Funktionsjacke vor Regen schützt.
    Wer möchte, dass jegliche Nässe von der Jacke abperlt, der sollte zumindest zu fluorfreien Imprägniermitteln greifen. Diese sind zwar auch keine „grüne Chemie“, aber immer noch die bessere Alternative.

Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW


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