Die „Ice Bucket Challange“ schlägt momentan ihre Wellen in den sozialen Medien. Sie soll Aufmerksamkeit schaffen, Spenden bringen – für ALS. Doch was verbirgt sich hinter diesen drei Buchstaben, die seit Wochen in der ganzen Welt omnipräsent sind?
Die Abkürzung ALS steht für die Nervenkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose, die nach und nach Nervenzellen zerstört und immer mehr die Muskeln der Betroffenen, und damit deren Körper, lähmt. Der überwiegende Teil der Betroffenen, etwa 80 %, erkrankt zwischen dem 50. und 70. Lebensjahr. Dabei sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Die ALS ist ein weltweit vorkommendes Nervenleiden, das nicht ansteckend und nur in seltenen Fällen erblich bedingt ist.
Die ersten Symptome, die lange nach dem Beginn des Krankheitsprozesses in Erscheinung treten, treten bei den ALS-Patienten häufig an verschiedenen Stellen auf: So können sich Muskelschwund und -schwäche beispielsweise zunächst ausschließlich in der Unterarm- und Handmuskulatur einer Körperseite bemerkbar machen, bevor sich die muskulären Symptome auch auf der anderen Seite und in den Beinen äußern. Erste Symptome können auch im Bereich der Sprech-, Schluck- und Kaumuskulatur (Bulbärparalyse) auftreten. Oftmals machen sich bereits in den Frühstadien der Amyotrophen Lateralsklerose schmerzhafte Muskelkrämpfe und unwillkürliche Muskelzuckungen bei den Patienten bemerkbar. In der Regel dehnt sich die Krankheit auf weitere Körperregionen aus und verkürzt die Lebenserwartung der Betroffenen – so stirbt etwa die Hälfte der Patienten innerhalb der ersten drei Jahre an dieser (noch) unheilbaren Krankheit. Die häufigste Todesursache ist dabei die Atemlähmung.
Die Nervenkrankheit bleibt oft unbemerkt und kann somit schon Monate oder Jahre vorhanden sein, bevor die Betroffenen zu einem Arzt gehen. Der Krankheitsverlauf gestaltet sich dabei von Patient zu Patient sehr unterschiedlich: Während sich das Krankheitsbild bei der Mehrzahl der Betroffenen über einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren entwickelt, schreitet die Lähmung bei einer geringen Anzahl an Erkrankten innerhalb eines Jahres sehr schnell fort. Das Fortschreiten der Krankheit kann sich aber auch über zehn Jahre oder länger erstrecken, so wie bei etwa zehn bis zwanzig Prozent der Betroffenen. In ihrem Verlauf befällt die Krankheit dabei nicht alle menschlichen Muskelpartien: So wird beispielsweise die Augenmuskulatur bei den meisten Patienten nicht geschädigt. Auch das Bewusstsein, die Sinne und die intellektuellen Fähigkeiten eines Betroffenen bleiben in den meisten Fällen weitgehend intakt.
Bis heute existieren keinerlei Untersuchungsmethoden, die es erlauben, eine ALS-Diagnose sicherzustellen: Es sind die Ergebnisse gründlicher Untersuchungen und das Ausschließen anderer Krankheitsbilder, die der ALS ähneln, die die Diagnose der Nervenkrankheit ermöglichen. Hinzu kommt, dass die Ursachen der ALS noch weitgehend unbekannt sind, sodass es bisher keine ursächliche Behandlung gibt, die die Krankheit heilen oder in ihrem Fortschreiten eindämmen kann.
In Deutschland gibt es bundesweit rund 8.000 ALS-Patienten. Der weltweit bekannteste ALS-Patient ist wohl der britische Astrophysiker und theoretische Physiker Stephen Hawking (72), der seit 51 Jahren an ALS leidet: 1963, im Alter von 21 Jahren, wird bei ihm die Nervenkrankheit diagnostiziert. Seit 1970 fast vollständig gelähmt, ist Hawking auf den Rollstuhl angewiesen. Da er die Fähigkeit zu sprechen verloren hat, kommuniziert er mit seiner Umwelt mittels Sprachcomputer, den er mit den Augen steuert. Im Falle Hawking handelt es sich vermutlich um eine seltene Form der Amyotrophen Lateralsklerose, die einen extrem langen Krankheitsverlauf aufweist.
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