Grisu, den kleinen Drachen, der den o. g. Wunsch hatte, kennen vermutlich viele Leser noch aus Ihrer Kindheit. Leicht hatte Grisu es als Feuer speiender Drache nun wirklich nicht. Doch wie ist das eigentlich in der Realität? Die Sinnhaftigkeit einer Feuerwehr stellt niemand infrage, doch welche Motivation und Emotion steckt eigentlich hinter den KameradInnen. Warum engagiert man sich bei dieser Institution und wie ist der Weg dorthin? Wir stellten einem der es wissen muss ein paar Fragen.
Stadtbrandinspektor Joachim Hartfelder ist seit 38 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Blomberg und steht ihr seit dem 01.04.2008 vor.
BV: Herr Hartfelder, erinnern Sie sich noch, wann Sie zum ersten Mal den Wunsch zum Eintritt verspürten?
JH: Ich habe schon mit 10 Jahren oft am Fenster der alten Feuerwache in der Neuen Torstraße gestanden und konnte nicht genug davon bekommen, die Feuerwehrautos zu bestaunen. Eine Jugendfeuerwehr gab es da noch nicht. Das Eintrittsalter wurde 1975 bei der Gründung der ersten Blomberger Jugendfeuerwehr auf 14 Jahre festgelegt und mit 14 bin ich auch eingetreten.
BV: Aus welcher Motivation heraus?
JH: Interesse an Technik, Freunde, die auch dort waren, Gemeinschaft in der Gruppe und natürlich die Erlebnisse bei Zeltlagern, Übungen usw. Später natürlich die Einsätze.
BV: Welche Stationen haben Sie durchlaufen?
JH: Eigentlich die gleiche Ausbildung wie heute, nur in etwas anderer Form. Truppmann- und Truppführerlehrgang (Grundausbildung), technische Lehrgänge wie Sprechfunk, ABC-Ausbildung etc.. Ausbildung zum Atemschutzgeräteträger im Ausbildungszentrum des Kreises Lippe. Gruppenführerlehrgang, Zugführerlehrgang, Verbandsführerlehrgang und den Wehrführerlehrgang, an der Landesfeuerwehrschule in Münster.
BV: Haben sich die Aufgaben der Feuerwehr verändert?
JH: Die Aufgaben der Feuerwehr haben sich stark verändert. Früher bestanden die Einsätze eigentlich nur aus Brandeinsätzen und in geringem Umfang technischer Hilfe. Heute sind es viele kleinere Brände, die glücklicherweise schnell entdeckt werden, aber zusätzlich und ein wesentlich größerer Umfang von technischer Hilfe (Verkehrsunfälle, Ölspuren, Unwetterschäden). Dazu kommen Brandsicherheitswachen, Tätigkeiten im vorbeugenden Brandschutz und die randschutzerziehung. Die Einsätze erfordern daher auch eine viel umfangreichere Ausbildung. Der Umgang mit den technischen Geräten und Fahrzeugen und die Gefahren, die von Stoffen und Bauwerken ausgehen können, erfordern dies.
BV: Wie hoch ist Ihr Verwaltungsaufwand?
JH: Der Verwaltungsaufwand ist aufgrund der vielen Gesetze und Vorschriften sehr umfangreich.
BV: Alles in Ihrer Freizeit?
JH: Nein, bezogen auf meine Person, nicht alles. Meine Tätigkeit im vorbeugenden Brandschutz und ein Teil des unumgänglichen Tagesgeschäftes kann ich während meiner Arbeitszeit erledigen. Es bleibt aber ein sehr großer Teil in der Freizeit. Die Feuerwehr Blomberg ist immer noch eine rein ehrenamtliche Feuerwehr.
BV: Wie beurteilen Sie den Ausrüstungszustand (Qualität, Quantität, inkl. der Gebäude)?
JH: Unsere Ausstattung mit Fahrzeugen, Geräten und Ausrüstung ist auf einem guten Stand und wir sind stetig dabei sie zu verbessern und den Anforderungen anzupassen.
BV: Ist die Personalstärke für Blomberg ausreichend?
JH: Wenn man die reinen Zahlen der Statistik sieht, könnte man sagen ja, aber das ist nicht real. Man muss dazu anmerken, dass ein Feuerwehreinsatz, je nach Art, eine bestimmte Anzahl von Kräften benötigt. Diese Kräfte müssen dann auch noch gewisse Qualifikationen (LKW-Führerschein, Atemschutzträger, Führungskraft, Zusatzausbildung ABC) aufweisen und verfügbar sein. Verfügbar heißt, an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden. Das rein ehrenamtlich. Also dezimiert sich die Zahl der Statistik recht schnell. Am Tage, in der Woche: Wer arbeitet in Blomberg bzw. am Standort seiner Feuerwehr? Gibt es Arbeitgeber in der Nähe. Auf den Ortsteilen eher weniger. Wer kann jederzeit von seiner Arbeitsstelle weg. Nachts, am Wochenende: Wer ist am Ort? Das gestiegene Freizeitangebot spürt man hier auch manchmal. Es ist also nicht immer optimal. Es kommt auch vor, dass Kameradinnen u. Kameraden austreten, weil sie beruflich oder familiär wegziehen, oder andere Interessen vorziehen. Insgesamt wünschen wir uns mehr Mitglieder, um die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen und auch den Bestand in der Zukunft zu waren.
BV: Situation in den Ortsteilen?
JH: In Blomberg ist die Tagesverfügbarkeit an Einsatzkräften auf den Ortsteilen nicht ausreichend gegeben, weil es kaum Arbeitsplätze im Ort gibt. Die Wege von der Feuerwache Blomberg bis in die Ortsteile sind jedoch weit.
Die Stadt Blomberg ist verpflichtet, eine Feuerwehr vorzuhalten und kann sich glücklich schätzen, dass es eine intakte Feuerwehr freiwilliger Art gibt.
BV: Wie hoch wären die Mehrkosten für eine Berufsfeuerwehr?
JH: Natürlich kann die Stadt Blomberg, genauso wie der größte Teil der lippischen Kommunen und auch in NRW, glücklich sein, eine Freiwillige (ehrenamtliche) Feuerwehr zu haben. Das ist erheblich günstiger. Zu den Kosten kann ich nichts sagen, da hier viele Faktoren eine Rolle spielen.
BV: Gibt es Probleme mit Arbeitgebern für Kameraden?
JH: Beim überwiegenden Teil der Kameraden gibt es keine Probleme, aber es gibt auch Situationen, wo eine berufliche Angelegenheit wichtiger ist, als ein Ölspureinsatz. Wenn Menschen in Gefahr sind, sieht das aber anders aus. Das muss aber jeder für sich entscheiden. Bei manchen Kameradinnen und Kameraden ist aber der Weg von der Arbeitsstelle zum Gerätehaus einfach zu lang, um noch zeitnah mitfahren zu können. Gerade die ersten Minuten sind oft für den Einsatzerfolg entscheidend.
BV: Eine Schlussbemerkung?
JH: Jedes Mädchen, jede Frau, jeder Junge und jeder Mann kann in der Freiwilligen Feuerwehr mitmachen, ob ab 10 Jahren in der Jugendfeuerwehr, mit 18 Jahren in der Aktiven Abteilung oder aber auch später als sogenannter „Späteinsteiger“. Die Ausbildung ist kostenlos, sehr interessant und abwechslungsreich. Die Ausrüstung wird zur Verfügung gestellt. Der Zusammenhalt und die Kameradschaft werden gut gepflegt und es macht viel Spaß. Alle die Lust haben anderen zu helfen sind herzlich willkommen.
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