Wer in Zeiten niedrigster Zinsen jetzt Geld in Aktien anlegen will, sollte tunlichst ein strenges Auge auf Depot- und Orderpreise halten. Andernfalls droht, dass Gebühren die Gewinne fressen. Bei einer Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW mit zehn Instituten schwankten die Preise für zwei Musterdepots zwischen schmalen 19,95 Euro und satten 650 Euro pro Jahr.
Wenn Adam Riese twittern würde, müssten Aktienkäufer zu den Followern gehören. Mit dem kleinen Einmaleins ist es nämlich nicht getan, wenn Gewinne und Verluste, Kosten für Wertpapierorders und Depotverwaltung berechnet werden sollen.
Bei vielen Geldinstituten herrscht ein regelrechtes Wirrwarr aus Prozentsätzen, Pauschalgebühren, Mindest- und Höchstgrenzen. Das musste die Verbraucherzentrale NRW feststellen, als sie die Preisverzeichnisse von zehn Banken und Sparkassen genauer inspizierte. Die Tester addierten anhand von zwei Musterdepots die Ordergebühren für inländische Aktienkäufe (ohne Berücksichtigung der Börsen- oder Xetra-Gebühren) sowie die jährlichen Depotkosten.
Dabei zeigte sich: Schon der einfache Kauf oder Verkauf kann eine komplizierte Zahlen-Maschinerie in Gang setzen. Beispiel DAB Bank: Die Kosten hingen maßgeblich davon ab, ob Kunden über das bankeigene Handelssystem „DAB Best Price“ oder regulär über die Börse orderten.
Bei der „Best-Price“-Order kassierte die DAB Bank 0,25 Prozent des Kurswertes, mindestens jedoch 4,90 Euro und maximal 29,95 Euro. Bei der Börsenorder wurden hingegen zusätzlich zur festen Grundgebühr von 4,90 Euro noch 0,25 Prozent des Kurswertes fällig. Der Maximalbetrag lag hier bei 55 Euro.
Der Haken am billigeren „Best-Price“-Handel: Er galt nur für Aktien aus dem Dax und MDax sowie für ein Dutzend US-Werte. Für alle andere Titel mussten die teureren Ordergebühren berappt werden.
Transparenter waren da schon die klassischen Depots von Deutscher Bank, Commerzbank, Sparkasse Neuss und Sparkasse KölnBonn: allerdings auch teurer. Unisono verlangten sie ein Prozent des Kurswertes bei Mindestgebühren zwischen 25 Euro und 31,40 Euro pro Auftrag.
Wer auf Beratung und Bankbesuch verzichtete und Wertpapiere online orderte, zahlte erheblich weniger. Eine 10.000-Euro-Order übers Internet kam bei der Postbank so gerade mal auf 19,95 Euro. 5 Cent mehr waren es bei der Sparda-West.
Große Preis-Unterschiede gab´s auch bei den Depot-Preisen. Einfach und billig machten es DAB Bank und ING DiBa – dort war die Depotverwaltung kostenlos. Die Comdirect wollte dagegen nur auf ihre Quartalsgebühr von 5,85 Euro verzichten, falls pro Quartal mindestens zwei Orders aufgegeben wurden, ein Girokonto bestand oder ein Sparplan für Wertpapiere lief. Die Postbank wiederum stellte Depots erst ab einem Volumen von 50.000 Euro auf gratis.
Gebührenakrobatik der hohen Schule betrieb die Sparkasse KölnBonn. Zunächst wurde ein Grundpreis von 9,13 Euro pro Jahr verlangt. Dazu kamen pro Aktienposition 0,119 Prozent vom Kurswert, mindestens jedoch 3,05 Euro pro Position. Daraus resultierten bei einem Depot von fünf Aktien im Volumen von jeweils 10.000 Euro jährliche Gesamtkosten von 68,63 Euro.
Um dieses Wirrwarr vergleichbar zu machen, hat die Verbraucherzentrale zwei Musteranleger durchgerechnet, die über fünf Aktientitel im Wert von jeweils 10.000 Euro verfügten. Während der passive Kunde pro Jahr nur eine 10.000-Euro-Order erteilte, gab der aktive Anleger fünf Orders in gleicher Höhe auf.
Das Ergebnis: Direktbanken und Online-Depots von Filialbanken hatten gegenüber den klassischen Depots mit Auftragserteilung in der Filiale die Nase weit vorn. Bei der Postbank zahlte der passive Anleger pro Jahr lediglich 19,95 Euro. Happig zu langte für ihr Klassik-Depot dagegen die Commerzbank mit 197,50 Euro pro Jahr. Bei der Sparkasse Neuss waren es sogar satte 250 Euro.
Noch krasser waren die Unterschiede beim aktiven Musteranleger. Das Ergebnis für die fünf Online-Aufträge: Knapp hinter der Postbank mit jährlichen Gesamtkosten von 99,75 Euro belegte die Sparda West mit 111,90 Euro den zweiten Platz. Dahinter lagen ING-DiBa und DAB Bank mit 125 Euro gleichauf.
Richtig gut zocken an der Börse musste, wer persönliche Beratung vor Ort schätzt. Zwischen 550 und 600 Euro zwackten Deutsche Bank, Commerzbank und Sparkasse KölnBonn in diesem Fall ab. Am teuersten jedoch kamen die fünf Tipps der Sparkasse Neuss: 650 Euro.
Das teure Quartett macht´s allerdings auch billiger – natürlich über den Online-Weg. Und der ist dringend angeraten. Denn der Sparfaktor beträgt zwischen rund 425 und 500 Euro.
Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW
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