Auch für den Gewinner des diesjährigen Mietzner-Förderpreis hatte Bürgermeister Klaus Geise tolle Worte gefunden, hier seine vollständige Rede: Meine sehr geehrten Damen und Herren, es ist mir eine besondere Freude, hier nun zum wiederholten Male als Vorsitzender der BM-H.-Fr.-Stiftung sprechen zu dürfen. Mittlerweile ist es schon eine echte Tradition geworden, dass auf dem Neujahrsempfang von BM der Mietzner-Förderpreis verliehen wird.
Für diese Gelegenheit möchte ich mich erneut beim Vorstand für diese Gastfreundschaft herzlich bedanken.
Die langjährigen Besucher dieses Empfangs wissen, dass der, in Würdigung einer bedeutenden Zustiftung so benannte Mietzner-Förderpreis an eine Initiative, Organisation oder Einzelperson in der Blomberger Großgemeinde gegeben wird, die sich im Laufe des letzten Jahres in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen durch ein besonderes Projekt oder außergewöhnliches Engagement hervorgetan hat. Es spricht auch nichts dagegen, wenn dieser Einsatz über einen längeren Zeitraum mit immer neuem Elan und auf hohem Niveau betrieben wird.
Der Blick auf die Preisträger der Vorjahre und der (zugegeben: interne) Blick auf die aktuellen Vorschläge dokumentieren in besonderer Weise die gesellschaftliche Vielfalt in unserer kleinen Stadt – und nicht zuletzt das Bemühen vieler unterschiedlicher Menschen, sich einzubringen und unser Gemeinwesen an vielen großen oder kleinen Stellen lebendig, attraktiv und/oder sozial gerecht zu erhalten und voranzubringen. Das zeichnet uns in Blomberg aus, macht Mut, schafft Zuversicht.
Kommen wir aber nun zum Preisträger für das vergangene Jahr 2016. Der Vorstand der Bürgermeister-Heinrich-Fritzemeier-Stiftung hat entschieden, dass ich Sie in diesem Jahr noch ein wenig miträtseln lassen darf, wer denn nun den Preis aus unserer Mitte bekommt.
Doch wir können es ein wenig eingrenzen: Der Preisträger baut sein praktisches Handeln auf den grundlegenden Werten von Nachhaltigkeit, Humanität, Gerechtigkeit, Teilhabe und sozialer Verantwortung. Doch so positiv seine Arbeit ist: Eigentlich sollte es ihn gar nicht geben, denn sein Tun wirft ein enthüllendes Schlaglicht auf die Missstände unseres Sozialstaates.
Obwohl in Blomberg bereits seit knapp zehn Jahren aktiv, entspringt der diesjährige Gewinner immer noch einer vergleichsweise neuen sozialen Bewegung, die praktizierte Wohltätigkeit im Ehrenamt mit der Wohlfahrtspflege für bedürftige Menschen verbindet. Beide Grundgedanken – Wohltätigkeit und Wohlfahrtspflege – fließen in diese Arbeit vor Ort ein und so wird diese Verbindung auch in Teilen als eine Antwort auf die Herausforderungen eines grundlegenden und weitreichenden Wandels begriffen, der unsere Gesellschaft in vielen Bereichen negativ verändert hat. Und so wird bürgerschaftliches Engagement zusammengebracht mit Wirtschaftsbetrieben, die ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen wollen.
Die Idee, das, was überschüssig ist, dort abzuholen, wo es nicht mehr gebraucht wird und an diejenigen zu verteilen, die das benötigen, ist so einfach wie schlüssig. Unser Preisträger verteilt, was bereits existiert – und nutzt damit vorhandene Ressourcen, statt mühsam Neue zu schaffen. Eine ldee, von der alle profitieren: Unternehmer sparen Lager- und Entsorgungskosten und die Bedürftigen erhalten es für wenig Geld – oder sogar ganz umsonst. Und die Umwelt profitiert auch: Mit ihrer Arbeit trägt der Preisträger seinen Teil dazu bei, dass ressourcen- und arbeitsintensiv produzierte Lebensmittel sinnvoll verwendet werden, statt auf dem Müll zu landen.
Bei Nutzung dieser überregionalen Idee, durch die lokale Gründung in unserem Gemeinwesen vor knapp zehn Jahren, wurden zunächst 26 Familien versorgt; mittlerweile sind es mehr als 90 Familien und somit Woche für Woche rund 400 bedürftige Personen aus der Großgemeinde.
Über 25 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter legen wöchentlich für mehrere Stunden Hand an, um alles für den einen besonderen Tag in der Woche vorzubereiten, wenn Menschen kommen, die für sich selbst oder ihre Familie nur sehr wenig Geld zur Verfügung haben. So werden pro Woche gut 120 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet. Lebensmittel müssen aus den Supermärkten und Geschäften abgeholt werden, die anderen sortieren und putzen Obst und Gemüse, packen die Lebensmittel in die dafür vorgesehen Kisten und geben sie am Mittwochnachmittag an die Familien aus.
Mit dem Zuzug der Flüchtlinge wurde der Preisträger vor allem im Jahr 2016, aber wohl auch weiterhin, vor eine besondere Herausforderung gestellt: Neben der Zahl der Bedürftigen wuchsen auch Anforderungen an Logistik und Räumlichkeiten. Eine zweite Ausgabestelle für Lebensmittel wurde erforderlich und wird seitdem insbesondere für Einzelpersonen unterhalten. Wir wollen nicht vergessen: Lebensmittel sind wertvoll. Der Preisträger tritt dafür ein, dass die Vernichtung von Lebensmitteln vermieden wird. Ganz nach dem Motto: „Essen, dort wo es hingehört“.
Und nicht zuletzt: Der Preisträger übernimmt durch sein Handeln soziale Verantwortung und erinnert uns als Gesellschaft an unsere Verpflichtung gegenüber bedürftigen und ausgegrenzten Menschen. Sein Handeln ist ständige Mahnung: Armut muss bekämpft, statt verwaltet werden. Auch deshalb gebührt ihm Dank und Anerkennung!
Mein herzlicher Glückwunsch geht an die Trägerin des Mietzner-Förderpreises 2016: die Blomberger Ausgabestelle der ostlippischen Tafel!
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