Studierende und Promovierende der Hochschule Ostwestfalen-Lippe verschiedener Fachbereiche mit den Schwerpunkten Ökonomie, Gestaltung oder IT haben gemeinsam in der Hauptstadt an einem dreitägigen Workshop des FabLab Berlin teilgenommen. Der sogenannte „Design Sprint“ startete mit zahlreichen Impulsvorträgen aus unterschiedlichen StartUps im Bereich ‚Wearables‘, also Kleidung.
Der Workshop orientierte sich am Prinzip des ‚Design Thinking‘ mit einem zusätzlichen Fokus auf die gemeinsame Realisierung dreidimensionaler Prototypen von Wearables. Das FabLab Berlin bot dafür ideale Voraussetzungen: Der ca. 550 Quadratmeter große Kreativraum ermöglichte den Studierenden einen offenen und direkten Ideenaustausch untereinander sowie mit den vor Ort arbeitenden deutschen wie auch internationalen Designern und Ingenieuren. Zahlreiche CNC-Maschinen und Werkzeuge standen den Studierenden zur Verfügung, mit deren Hilfe sie einen direkten Zugang zu digitalen Fabrikationstechnologien erhielten, um ihre ersten Ideen selbstständig zu ‚materialisieren‘.
„Kreativität, Offenheit und interdisziplinäres Arbeiten sind die zukünftigen Erfolgsfaktoren für eine Karriere nach der Promotion und nach dem Studium. Diese Fähigkeiten lassen sich aber nur mit unkonventionellen und problemorientierten Lehrformaten vermitteln. Der FabLab-Workshop des Graduiertenzentrums der Hochschule OWL zielt genau auf diese Fähigkeiten ab und ist daher ein wichtiger Baustein für die Unterstützung kooperativer Promotionen“, sagt Professor Oliver Niggemann, der die Workshopteilnehmer unterstützte – gemeinsam mit Professor Hans Sachs, Professor Korbinian von Blanckenburg und dem Leiter des zukünftigen FabLab OWL, Matthias Meier, sowie der Leiterin des knOWLedgeCUBE, Ricarda Jacobi.
Aufgrund der unterschiedlichen Schwerpunkte wie Ökonomie, Gestaltung oder IT, bildeten die Teams sich aus Studierenden und Promovierenden dieser Kompetenzen. Vor Ort standen den Teams darüber hinaus eine Vielzahl von Gründern und FabLab-Erprobten zur Beratung zu Verfügung. Eingeführt wurde das Event mit einer Vielzahl von Vorträgen und einem anschließenden Teammatching. So wurde im Rahmen der Prototypenentwicklung auch die ökonomische Perspektive betrachtet. Die Promovierenden der unterschiedlichen Fachrichtungen entwickelten vor Ort ein eigenes Wirtschaftlichkeitskonzept. Gegen Ende des Workshops wurden die Ideen und Prototypen der Promovierenden in einem Experiment überprüft. „Hierzu wurden 15 externe Personen eingeladen, die unter professionellen Bedingungen eine Bewertung vornahmen. Hier wurden auch Zahlungsbereitschaften abgefragt. Wesentlicher Preistreiber war dabei der zu erwartende gesellschaftliche Nutzen der Produkte. Insgesamt wurden die Produktideen sehr gut bewertet“, erklärt Professor Korbinian von Blanckenburg. Den Workshop gewonnen hat schließlich eine Gruppe, die eine intelligente Schürze für Köche entworfen hat. Diese Schürze ist mit dem Internet verbunden und führt den (Hobby-)Koch Schritt für Schritt durch das jeweilige Rezept.
„Es war sehr spannend zu beobachten, welche Potentiale die Workshopteilnehmer verschiedener Disziplinen gemeinsam und in kürzester Zeit ausgeschöpft haben“, schildert Professor Hans Sachs und ergänzt: „Eine Kombination aus der inspirierenden, offenen Umgebung, dem relativ einfachen Zugang zu verschiedenen Technologien im Bereich des computergestützten Prototypenbaus sowie dem direkten Austausch zwischen den anwesenden Makern, Designern, Ingenieuren hat die Studierenden in der Entwicklung der eigenen Konzepte und Prototypen regelrecht beflügelt. Ein Großteil der Teams hat sich sogar vorgenommen, die Konzepte eigenständig weiterzuentwickeln.“
Das erste „Fabrication Laboratory”, kurz FabLab, wurde 2002 am MIT in den USA initiiert – heute gibt es über 1.200 FabLabs weltweit. FabLabs sind ausgestattet mit digitalen Produktionsanlagen wie 3D-Druckern, Lasercuttern, Plottern und CNC-Fräsen und ermöglichen es, Ideen erste Gestalt zu geben – im Idealfall Innovationen weiterzuentwickeln. So können am Computer digital erzeugte Produkte direkt in Prototypen umgesetzt werden. Matthias Meier erklärt: „Nutzbar sind diese nicht-kommerziellen High-Tech-Werkstätten für jedermann – Wissenschaftler ebenso wie Studierende, aber auch Schülerinnen und Schüler wie Privatpersonen. FabLabs sind global vernetzt und über eine gemeinsame Fab Charter verbunden. In dieses Netzwerk bringt sich nun auch die Hochschule OWL mit dem am Institut für Wissenschaftsdialog in Gründung befindlichen FabLab OWL ein.“ Auch Ricarda Jacobi befürwortet diese Gründung: „Im knOWLedgeCUBE möchten wir uns im Besonderen auf Gründungen im Bereich der Produktentwicklung – also Hardwareentwicklung – konzentrieren und Mitglieder der Hochschule bei der Weiterentwicklung ihrer Ideen unterstützen. Ein eigenes FabLab an unserer Hochschule ist hierfür unbedingt notwendig. Das Arbeiten und Ausprobieren im FabLab Berlin war für uns eine wichtige Grundlage.“
Copyright Bild und Text: Hochschule OWL, Text: Anna Wedegärtner