Konzentriert blick André Krois auf die Babypuppe vor ihm. Der junge Vater weiß: Von dem, was er heute lernt, kann vielleicht einmal das Leben seines oder eines anderen Kindes abhängen. Wie Krois geht es vielen Teilnehmern beim „Erste Hilfe Kurs am Kind“-Kurs bei den Johannitern. Sie sind vor kurzen Eltern geworden oder beaufsichtigen als Tagesmutter Kinder und sie alle wollen das beruhigende Gefühl haben, im Notfall richtig reagieren zu können.
„Kinder sind keine kleinen Erwachsenen“, betont der Erste-Hilfe-Ausbilder Jens Hollmann. Erwachsene atmen zehn bis zwölf Mal die Minute, Frühchen 240 Mal. Ein Erwachsener braucht bei der Wiederbelebung eine Atemspende von 500 Milliliter – ein Frühchen einen Teelöffel voll Luft. „Entsprechend müssen wir unsere Technik bei der Wiederbelebung eines Kindes anpassen“, erläutert Hollmann den Teilnehmern.
Carolin Becker-Just arbeitet in der Altenpflege und wiederholt regelmäßig in Kursen die Wiederbelebung bei Erwachsenen. Jetzt als Mutter will sie aber genau wissen, was sie bei Kindern beachten muss. „Einfach um für mich die Angst davor rauszunehmen“, erzählt sie ihre Beweggründe, um bei dem Johanniter-Kurs teilzunehmen.
Aber nicht nur das richtige Handeln bei einem Herz-Lungen-Stillstand wird bei diesem speziellen Erste-Hilfe-Kurs beigebracht. Ein Sturz vom Wickeltisch, eine umgestoßene Kaffeetasse oder Zeckenbisse – Anlässe für Erste Hilfe am Kind gibt es viele. Fast zwei Drittel der häuslichen Unfälle in Deutschland betreffen Kinder unter sechs Jahren.
„Stellen Sie sich vor, ihr Kind bekommt keine Luft. Seine Lippen und Fingerspitzen werden schon blau. Was machen Sie?“, beschreibt Ausbilder Hollmann die Auswirkungen eines verschluckten Bausteins in einer Kinderkehle. In einem solchen Szenario hat ein Baby nur eine Überlebenschance von wenigen Minuten. Der Johanniter warnt davor, aus Fernsehfilmen beliebte Methoden, wie das Baby kopfüber an den Füßen zu halten oder gar einen Luftröhrenschnitt, auszuprobieren.
Stattdessen zeigt er drei Erste-Hilfe-Methoden, die dem Kind wieder Luft verschaffen, bis die Profis vom Rettungsdienst übernehmen können. „Jedes Elternteil, Großeltern oder Babysitter sollte sich damit auseinandersetzen“, meint Hollmann. In seinem Gepäck für den Kurs hat er nicht nur viele Fallbeispiel, sondern auch verschiedene Wiederbelebungspuppen, um die Reanimation an Kindern in verschiedenen Altersgruppen zu üben.
Die nächsten Termine für „Erste Hilfe am Kind finden im Juli und August im Blomberg statt. „Im Sommer bieten wir für Eltern ein besonderes Angebot an. Die Gesamtkursdauer von acht Stunden wird auf jeweils drei Tage verteilt. So fällt es den Eltern leichter, einen Babysitter für die Zeit zu finden“, erklärt Leiter der Ausbildungsabteilung im Johanniter-Regionalverband Lippe-Höxter Björn Jockwig.
Der Kurs findet statt vom 16. bis 18. Juli 2018, jeweils von 14.00 bis 16.30 Uhr und vom 20. bis 22. August 2018, jeweils von 18.30 bis 21.00 Uhr. Es können aber auch Termine individuell mit den Johannitern vereinbart werden. „Kinderbetreuungseinrichtungen oder auch Privatpersonen, wenn sich mindestens zwölf interessierte Personen zusammenfinden, können sich bei uns melden“, so Jockwig.
Anmeldung und weitere Informationen bei der Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. unter Telefon: 05235/9590822 oder online www.johanniter.de/az-lippe-hoexter.
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