team1HSG Blomberg-Lippe : Bad Wildungen Vipers   37:24

Das letzte Spiel einer Saison ist immer etwas Besonderes. Lange harte Monate liegen hinter der jungen HSG Mannschaft, viele Erlebnisse hat man geteilt, gelacht und geweint. Sie haben einstecken müssen und sind über sich hinaus gewachsen, im letzten Saisonspiel werden alle diese Dinge irgendwie vereint.
Zu Gast in der Nelkenstadt waren die Bad Wildungen Vipers. Fuhr und seine Truppe wollten nicht nur die 30 Punkte-Marke knacken, sie wollten auch den ausscheidenden Spielerinnen ein gebührendes Abschiedsgeschenk machen.
Auch wenn die Mannschaft, die 850 Zuschauer nebst Funktionäre und Landrat Friedel Heuwinkel mit bester Laune ausgestattet waren, machte sich doch Wehmut und die Gewissheit breit, zum letzten Mal diese Erfolgsmannschaft 2014/15 auf der Platte zu sehen.
Mit einem Traumstart gegen Bayer Leverkusen (33:24) startete man in die Saison, im Verlauf konnte man sogar 9 Pflichtspiele in Serie nicht bezwungen werden. International spielte die HSG Blomberg-Lippe grandios im Europapokal, scheiterte erst im Viertelfinale. Budapest stellte für das junge Team eine große Herausforderung dar, verlor das Hinspiel in Ungarn mit 9 Toren, konnte allerdings im heimischen Blomberg ein 33:33 herausspielen, so dass ihr Ausscheiden mit Applaus und Anerkennung neutralisiert wurde.
André Fuhr korrigierte im Laufe der Saison die Ziele, der Klassenerhalt im Januar bereits gesichert, wurden Europapokalplätze und Ü30 Punkte als Ziel auserkoren, hierbei darf man nicht vergessen, dass Gisa Klaunig und Neuzugang „Kasia“ Duran sich in der Serie schwer verletzt haben und lange ausfielen – Durans Verletzung hält zur Zeit noch an, Anna Monz ist zusätzlich noch zeitweise erkrankt. Trotzdem holte Fuhr und das Team alles aus sich heraus, Zusammenhalt und das Integrieren junger Talente ergaben das Rezept für einen tollen, schnellen und attraktiven Handball in Blomberg, dieses belegten immer volle Ränge und eine wieder belebte Fan-Base. Auch die Entscheidung zu einem Maskottchen namens Blombert kam bei allen gut an.
Erfolg heißt aber auch eins, Attraktivität für andere Vereine. Die HSG Blomberg-Lippe ist wohl eine der besten Adressen in Sachen Nachwuchsförderung. Das man diese Talente früher oder später an andere Vereine verliert ist kein neues Unterfangen, reißt immer tiefe Lücken in die Personaldecke. Zum Ende dieser Serie verlassen gleich 7 Spielerinnen den Verein. Barbara Hetmanek bleibt zwar als Internatsleiterin erhalten, verlässt aber das Bundesligateam. Trotz Wechsel der Bundesliga erhalten bleiben Leonie Limberg, Kim Wahle und Isabell Roch. Roch folgt Angela Malestein und Isabelle Jongenelen zur SG BBM Bietigheim und Wahle wechselt Studium bedingt nach Celle. Aber auch Noelle Frey – geht wieder in die Schweiz-, Jelena Markovic und Kapitän Laura Magelinskas verlassen die Nelkenstadt. Besonders betroffen zeigten sich alle über den Wechsel von Blombergs A-Nationalspielerin Xenia Smits. Smits hat das HSG Internat durchlaufen und wechselt im Sommer zum Französischen Championsleague Teilnehmer Metz Handball. „Wir haben bis zur letzten Patrone gekämpft“, sagte Fuhr zum Wechsel, hat er sie doch viele Jahre sportlich begleitet.
Es gab also genügend Gesprächsstoff vor Anpfiff, so dass Handball heute irgendwie in den Hintergrund gerückt war.
Doch es lohnte sich noch einmal für alle. Die HSG war gut aufgelegt, bedankten sich vor dem Spiel für die „geile“ Saison und bestimmte die Richtung. Vielleicht war Alicia Stolle durch den Vize-Meister-Titel mit der A-Jugend am 14. Mai noch einmal angezündet, brannte sie förmlich vor Tatendrang und läutete in Minute 2 zum Siegeszug ein. Die Vipers verteidigten zwar hart, doch konnten die jungen Blombergerinnen ihr Spiel aufziehen. Isabell Roch war in Ihrem HSG-Finale auch heute mit 15 Paraden präsent, doch auch Laura Magelinskas ging noch einmal auf Torjagt im blauen Trikot, ganze 8 Treffer gelangen ihr in ihrem letzten HSG-Spiel. Die Zuschauer feierten bereits zur Halbzeit ihre Mannschaft, schließlich versprach eine 20:13 Führung ein glänzendes Saisonfinale.
In Halbzeit 2 erspielten sich die „Abgänger“ noch ein paar schöne Tore, aber auch Denise Großheim, für Franziska Müller gekommen, netzte mehrmals ein.
Ein berührender Moment kam kurz vor Schluss, Xenia Smits ging auf die Bank und die Halle würdigte ihre Leistungen und Verdienste mit tobendem Applaus.
37:24 war der Endstand, die 30 Punktemarke geknackt, so konnten alle zufrieden sein.
Was nach dem Abpfiff passierte, lässt sich vielleicht so beschreiben : Menschen, die sich jahrelang blind vertrauen mussten, viele gemeinsame Stunden im Training oder abseits der Platte verbracht haben, lagen sich in den Armen und begriffen langsam, dass sich die Wege nun trennen.
Emotionen wo man hinsah. Auch Funktionäre und Angehörige tummelten sich mit auf der Platte. Trotz der 850 Menschen auf den Tribünen und den vielen Leuten auf dem Spielfeld war es zugleich still, als Franziska Müller das Mikrofon ergriffen hatte. Sie bedankte sich im Namen des Gesamten Team bei den Zuschauern und den unzähligen Helfern im Hintergrund.team4
Sichtlich berührt übergab sie an André Fuhr und Torben Kietsch, die den offiziellen Teil der Verabschiedung übernommen haben. Mit Blümchen und einer Umarmung dankten sie den Spielerinnen für ihr Engagement und wünschten viel Erfolg. Müller und Klaunig verabschiedeten ebenfalls alle Spielerinnen mit ganz persönlichen Worten und Präsenten.team21
„Du bist die Seele unseres Spiels, ersetzen kann man dich nicht“, diese Worte sprach Franziska Müller zu einer sehr nachdenklichen Xenia Smits. Auch der Abschied von Roch und Frey lies die ein oder andere Träne laufen.
Doch jedes Ende ist auch ein Stück Neuanfang. Klar wird die kommende Serie schwer, die entstandenen Lücken werden wohl nur schwer zu stopfen sein. Die Kaderplanung ist laut Kietsch noch nicht abgeschlossen. Aber auch in der kommenden Saison werden viele junge Talente zur HSG wechseln. Mit Melanie Veith als Ergänzung zu Anna Monz, kommt auch die Österreichische A-Nationalspielerin Josefine Huber, Kathrin Pichlmeier, Patricia Rodrigues und Malgorzata Buklarewicz in die Nelkenstadt.
Kasia Duran wird zur neuen Serie auch wieder gesund sein, somit könnte man sie überspitzt auch als Neuzugang sehen.
Jetzt heißt es erstmal Urlaub machen um dann voller Elan in die Vorbereitung zu gehen.
Das Team von Blomberg-Voices bedankt sich bei den Spielerinnen für eine grandiose Handballsaison und freut sich auf die neue Spielzeit.

Mit Sportlichen Grüßen
Christian „Freezer“ Frost


«« vorheriger Beitrag: Gastronomen bestätigen Vorstand im Amt

nächster Beitrag: Richtig aufgelegt, gesundes Grillvergnügen »»