Eine Rettungsgasse kann Leben retten. Doch im Alltag kommt es immer wieder zu Situationen, in denen die Rettungskräfte auf dem Weg zum Unfallort behindert werden. Neue Regelungen sollen bei den Autofahrern Klarheit schaffen, wann und wie man eine Rettungsgasse richtig bildet.
Sobald sich der Verkehr auf Schrittgeschwindigkeit verlangsamt oder ganz zum Erliegen kommt, scheren bei einer Straße mit zwei Spuren je Fahrtrichtung die Fahrzeuge auf der linken Spur nach links und auf der rechten Spur nach rechts aus.
Für Straßen mit drei oder vier Fahrstreifen gilt seit dem 1. Januar 2017 folgende Regelung: Die Fahrzeuge auf der äußersten linken Spur müssen nach links ausweichen, alle anderen nach rechts. Bisher wurde die Rettungsgasse bei vier Fahrspuren in der Mitte gebildet.
Björn Möhwald, Leiter Rettungsdienst der Johanniter im Regionalverband Lippe-Höxter, betont: „Im Einsatz sind es oft Minuten, die über das Überleben der Verletzten entscheiden. Das schnelle Bilden der Rettungsgasse ist daher lebenswichtig und funktioniert nur, wenn alle dazu beitragen und wissen, was zu tun ist. Daher ist es wichtig, die Rettungsgasse schon bei Schrittgeschwindigkeit zu bilden. Sind die Fahrzeuge erst zum Stillstand gekommen, wird es schwer, den nötigen Freiraum für die Rettungsfahrzeuge zu schaffen.“
Die Johanniter um Björn Möhwald und sein Team betreiben für den Kreis Lippe die Rettungswachen in Blomberg, Bad Meinberg und Schlangen. Außerdem unterstützen sie die Rettungswachen in Detmold und Lemgo sowohl mit Personal als auch mit Fahrzeugen. Als langjähriger Notfallsanitäter hat Möhwald schon oft brenzlige Situationen auf dem Weg zum Unfallort erlebt: „Am wichtigsten ist es für die Autofahrer, sich erst einmal ruhig und besonnen zu orientieren, wenn man Blaulicht oder Martinshorn bemerkt. Woher kommen die Signale? In welche Richtung bewegen sich die Fahrzeuge und wie viele sind es?“ Das Bilden der Rettungsgasse sollte mit Vorsicht geschehen: Immer den Blinker setzen, um den Einsatzfahrzeugen anzuzeigen, in welche Richtung man ausweichen will und dabei auf andere Verkehrsteilnehmer achten.
Wichtig sei zudem, die Rettungsgasse auch dann noch frei zu halten, wenn bereits ein Einsatzfahrzeug vorbei gefahren ist. „Häufig folgen weitere Fahrzeuge von Polizei, Notarzt, Feuerwehr oder Abschleppdienst. Man darf erst dann auf seine Fahrspur zurück, wenn sich der Stau auflöst“, so Möhwald.
Die Johanniter weisen darauf hin, folgende Regeln zu beachten:
- Nähert sich ein Einsatzfahrzeug, so ist eine Rettungsgasse zu bilden.
- Auf Fahrbahnen mit zwei oder mehr Spuren je Richtung fahren die linken Fahrzeuge nach links, alle weiteren Fahrzeuge nach rechts.
- Auch bei entgegenkommenden Einsatzfahrzeugen nach rechts ausweichen, das Tempo verringern und ggf. anhalten.
- Ein vor einer roten Ampel haltendes Fahrzeug darf im Zuge des Ausweichens nach rechts auch über die Haltelinie fahren, wenn es der Verkehr zulässt. Schon ein Meter kann nachfolgenden Fahrzeugen das Rangieren ermöglichen und dem Einsatzfahrzeug so freie Fahrt bieten.
- Für Fußgänger und Radfahrer gilt ebenfalls: Vorfahrt für die Retter! Sie müssen Einsatzfahrzeuge passieren lassen und dabei auf eigene Vorrechte verzichten.
Um auf die Bedeutung des Themas Rettungsgasse hinzuweisen, haben die Johanniter die Aktion „Rettungs(G)asse sind wir alle!“ ins Leben gerufen. Weitere Infos unter www.johanniter.de/kurse/erste-hilfe-online.
Pressemeldung Johanniter
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