Die „Digitaloffensive Schule NRW“ ist ein Auftakt, der die landespolitischen Ziele und Maßnahmen zum „Lernen im digitalen Wandel“ präsentiert und Beispiele schulisch-kommunaler Praxis aufgreift. Das Land Nordrhein-Westfalen hat mit dem Medienkompetenzrahmen NRW eine Orientierung für die schulische Bildung erarbeitet. Damit besteht eine zukunftsfähige Grundlage für die pädagogischen Ziele von Schule und Unterricht und eine notwendige Stärkung der Lehrkräftequalifizierung für das Lernen und Lehren in der digitalen Welt. Erfolgreiche digitale Bildung sollte mit einer grundständigen digitalen Infrastruktur unserer Schulen verknüpft werden, um das Lernen im digitalen Wandel in allen Schulen und in allen Schulformen möglich zu machen. So gilt es, die pädagogischen Aufgaben des Landes mit den Ausstattungsaufgaben der kommunalen Schulträger sinnvoll und konzeptionell zu verknüpfen. In der letzten Sitzung des Fachausschusses, haben Vertreter des Schulamtes für den Kreis Lippe die Planung des Landes vorgestellt.
Marlies Böke (Schulamtsdirektorin): Die Digitale Offensive steht schon lange auf der Agenda. Aufgabe der Landesregierung ist es, die Digitalisierung alle Fächer auf den Weg zu bringen. Aufgabe für alle Schulen, inkl. Grundschulen, das nun auf den Weg zu bringen bzw. in den Unterricht einzubinden. Die zur Verfügung gestellten Medienberater haben die Aufgabe die Schulen zu begleiten. Wir müssen nicht mehr von der Notwenigkeit der Digitalisierung überzeugen, wir haben nun eine Erlasslage – ich versichere Ihnen, es wird den Unterricht bereichern.
Gordon Gröne (Medienbeauftragter der GE Aspe): Die Zeit hat sich geändert, heute ist der Mensch, der ein Foto macht Teil des Bildes (Selfi), das würde ich mir auch im Hinblick und als Sinnbild für die Schulen wünschen. Eltern schicken ihre Kinder heute auf die technisch besser ausgestattete Schule – das hat die Politik mittlerweile erkannt, daher die Offensive. Das müssen ausnahmslos alle Fächer tragen. Statt Eltern oder Lehrer zu fragen, nutzen die Kinder heute die Erklärvideos auf YouTube. Die Quelle ist aber für Kinder noch nicht filterbar, daher ist das auch durchaus gefährlich – jeder kann ein YouTube Video hochladen.
Einer meiner Kollegen hat ein Experiment gemacht. Eine Klasse musste eine Woche lang den Erlkönig auswendig lernen, eine andere dazu ein Erklärvideo erstellen. Im Ergebnis konnten beide Klassen nach einer Woche den Erlkönig auswendig, aber mal ehrlich, wer hatte mehr Spaß dabei? Schulen müssen das Konzept bis 2020 umsetzen, beraten nun und prüfen, was sie bereits heute abarbeiten. Sie stellen fest, das erforderliche Mittel noch nicht verfügbar sind. In welche Richtung soll gegangen werden? Daraus entstehen Medienkonzepte, aus der Unterrichtsentwicklung entstehen natürlich auch weitere Bedarfe. Vom Land gibt es keine finanziellen Mittel, nur Personal in Form von bezahlten Lehrern die fortgebildet werden.
Peter Hohenner (SPD): Unsere Aufgabe ist es die Mittel nach Möglichkeit bereit zu stellen. Im letzten Entwurf des Haushaltsplanes hatten wir bereits einen Betrag eingeplant. Ohne Konzept konnten wir noch nicht handeln, zudem fehlten geschulte Lehrer. Unser Job (als Ausschuss) ist Hardware, Software ist Sache des Landes. Den Anfang macht schnelles WLAN – alles andere ergibt keinen Sinn. Das ist das Hauptproblem. Wir müssen wissen an welcher Stelle wir Geld in die Hand nehmen und wer unterstützt uns dabei. Bund und Land machen eine Offensive, aber wir müssen es bezahlen. Als Stadt Blomberg geben wir jedes Jahr fünf Mio. Euro für unsere Schulen aus. Davon in jedem Jahr schon eine Mio. Euro für Schülertransportkosten. Die Nachbarkommunen verstecken sich, sagen „schön, dass ihr was macht“, aber eine Beteiligung gibt es nicht. Es ist immer schön anderer Leute Geld auszugeben.
Marlies Böke: Wir sind an einem Punkt angelangt, bei dem es nur heißt WIE, nicht OB wir etwas auf den Weg bringen. Meine Aufgabe ist es die Schulen dabei zu begleiten bis 2020 etwas auf den Weg zu bringen, was quasi Übermorgen ist. Keiner erwartet, dass dann das ganze Konstrukt steht, es bleibt ein steter Prozess. Dafür sind Herr Gröne und Team als Helfer vor Ort.
Peter Hohenner (SPD): Es besteht die gemeinsame Anschaffungsmöglichkeit von Benötigtem über den Kreis. Ist überhaupt schon Kommunikation zwischen den Schulen vorhanden? Hier findet doch der erste Ansatz statt, erst dann kommen wir als Fachgremium ins Spiel.
Ursula Hahne-Eichhorn (SPD): Ihre Begeisterung kann ich, wenn es um die Grundschulen geht, nicht teilen. Es bestehen noch immer Schwierigkeiten die einfachen Grundlagen Lesen und Schreiben durchzusetzen. Wir müssen tatsächlich über das WIE sprechen, aber meine Bedenken muss ich hier mal äußern. Wichtig ist, dass zuerst die Lehrer geschult werden. Das kommt mir doch sehr euphorisch vor, ich frage mich, ob das tatsächlich das ist, was uns aktuell fehlt. Ich glaube den Kindern fehlen ganz andere Dinge. Die Vorgehensweise vom Land ist nicht die richtige, da fehlt noch ganz viel.
Marlies Böke: Der Kreis ist da außen vor. Was wir hier vorstellen ist die Landeslinie, der Kreis ist nur Gastgeber für die Medienkompetenz.
Peter Hohenner (SPD): Wir sind das Wirtstier für die Nachbarkommunen und zahlen als vermeintlich reiche Stadt eine sehr großzügige Kreisumlage.
Gottfried Eichhorn (SPD): Ganz so unschuldig sind Sie als Schulaufsicht nicht. Sie drücken das letztlich durch, siehe auch bei der Inklusion. Was letztlich herauskommt ist egal, die Schulen stehen dann alleine da.
Marlies Böke: Durchdrücken? Eher begleiten und zur Umsetzung befähigen. Die Schulen sind dazu verpflichtet und wir können uns dem nicht mehr verschließen. Wir können eine persönliche Meinung haben, die an dieser Stelle jedoch keine Rolle spielt. Es gilt die Landeslinie umzusetzen.
Hans Adolf Albrecht (FDP): Die Diskussion ist ja nicht neu. Im Detail gibt es noch viel zu regeln und wir müssen es aufgreifen – es ist so wichtig. Da anzufangen zu steuern und zu führen, wo die Kinder noch jung sind, das können wir nicht wegdrücken, da müssen wir anpacken auch wenn es dort natürlich Probleme gibt.
Susanne Kleemann (CDU): Haben Sie eine Rückmeldung von den Grundschulen die schon so arbeiten?
Marlies Böke: Die Grundschulen, die schon gut aufgestellt sind, zum Beispiel Paderborn, arbeiten seit vielen Jahren mit zum Beispiel Tablets. Die Resonanz ist gut. Wichtig ist das Hard- und Software vorhanden sind.
Susanne Kleemann (CDU): Den Weg sehe ich auch, aber die Schulen brauchen eine Handreichung.
Helmut Schröder (SPD): Glauben Sie das Sie es schaffen alle Lehrkräfte zu qualifizieren. Sie gehen immer von vielen Dingen aus, können aber konkret nichts dazu sagen.
Marlies Böke: Für zukünftige Lehrer ist es schon Pflichtteil bei der Ausbildung, für junge Kolleginnen und Kollegen ist es schon heute ein Selbstverständnis.
Dazu aus den Reihen der anwesenden Schulleitungen: Es gibt schon viele Lehrer, die den Umgang mit der Technik beherrschen. Von 34 Lehrern sind 30 geübt, weil sie es zu Hause und auch bereits in der Schule nutzen. Sie bringen eigene Geräte mit. Wir fangen bei 90% an, nicht bei Null. Wir müssen nur aufsatteln. Einige Kollegen sind mindesten alle drei Wochen unterwegs um sich zu schulen.
Marlies Böke: Richtig, wir sind nicht am Anfang, sondern schon mitten im Prozess.
Peter Hohenner (SPD): Es geht nicht nur um ein Konzept, sondern auch darum dieses pädagogisch umzusetzen.
Christoph Dolle (Stadtkämmerer): Ich möchte auch noch mal deutlich machen, dass wir nicht bei Null Prozent starten. Wir haben schon Voraussetzungen in den Schulen geschaffen. Morgen wir es in Lügde eine Kämmerer-Runde zu diesem Thema geben, das Problem trifft uns alle in Lippe. Es fehlen der Deckel darauf und die finale Konzeption. Wir sind hier aber am Ball entsprechende Standards zu schaffen und dies lippeweit. Als Blomberger Verwaltung sind wir in derartigen Gesprächen voll involviert. Es darf hier nicht so rüber kommen, dass wir dieses Problem in Blomberg haben, das ist überall so.
Peter Hohenner (SPD): Was wird gebraucht und wann sind wir ´dran. Das muss aus dem Bereich Schule kommen. Wir brauchen auch Ideen für diese Lehrpläne.
Gordon Gröne: Die Idealvorstellung ist sicherlich, dass jeder Schüler ein Tablet hat und pro Raum ein Whiteboard zur Verfügung steht. In der Praxis gehe ich mit fünf Tablets in den Unterricht und verteile entsprechend nach dem Bedarf der gerade für die Schüler gestellten Aufgaben. Ein Tablet ist ein zusätzliches Werkzeug, es werden keine Kompetenzen verdrängt, es geht einfach nur um zeitgemäße Möglichkeiten Dinge zu erschließen.
Hans-Adolf Albrecht (FDP): Wenn wir mit einem Konzept erst nach den Grundschulen anfangen, dann haben wir den Einstieg schon verpasst. Meine Kenntnisnahme hier heute ist sehr positiv, weil die Schulleitungen schon weiter sind als wir es uns hier vorgestellt haben.
Ursula Hahne-Eichhorn (SPD): Ich möchte dennoch einmal verdeutlichen nicht generell gegen das Konzept zu sein, aber wir müssen die Mittel bereitstellen und machen als Lokalpolitiker eine lange Nase.
Peter Hohenner (SPD): Es gibt noch viel zu tun und noch viel abzustimmen. Schön ist, dass zwei anwesende Grundschulleitungen positiv gestimmt sind. Sie Frau Böke nehmen bitte mit, dass es einfach ist das Geld anderer auszugeben und dass wir schnelles WLAN benötigen. Sie sind es bestimmt gewohnt ein wenig Prügel einzustecken, es ist jedoch wohlgemeinte Kritik.
In Summe machten die Blomberger Lokalpolitiker keinen Hehl daraus, dass sie sich von Bund und Land ein wenig allein gelassen fühlen, es mal wieder um eine Aufdrücken einer von den Kommunen zu bezahlenden Maßnahme gehe. Die Notwendigkeit den Schulen neue Technik zur Verfügung zu stellen haben jedoch alle erkannt, ab nun bereits in der Grundschule so technisch gearbeitet werden muss, darüber war man sich nicht ganz so einig.
«« vorheriger Beitrag: Zählerablesung der Blomberger Versorgungsbetriebe GmbH.