Der Auszubildende Jonas Stickan rekonstruiert den Aborterker am Kornspeicher aus Etteln im Paderborner Dorf des LWL-Freilichtmuseums Detmold. Foto: LWL/Michels

Der Auszubildende Jonas Stickan rekonstruiert den Aborterker am Kornspeicher aus Etteln im Paderborner Dorf des LWL-Freilichtmuseums Detmold. Foto: LWL/Michels

Noch sind es knapp vier Wochen, bis das LWL-Freilichtmuseum Detmold seine Tore wieder öffnet, doch überall im Museum wird derzeit fleißig gewerkelt und gearbeitet, damit die Sonderausstellung „Scheiße sagt man nicht!“ ab Karfreitag (25.3.) für die Besucher geöffnet werden kann. Da sich das Themenjahr um die Geschichte des stillen Örtchens und die Toilettenkultur dreht, gibt es sogar einen kleinen, aber kulturhistorisch interessanten baulichen „Zuwachs“ im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Im Paderborner Dorf wird derzeit am Kornspeicher aus Etteln am Kirchhof ein Aborterker nach historischem Vorbild rekonstruiert.

 

Bei einem Aborterker oder „Hängeabort“ handelt es sich um eine frühere Form der Toilette. Solche Aborterker gab es an Burgen und Schlössern des Mittelalters, aber auch an vornehmen Stadthäusern der Renaissance und auf wenigen großen Bauernhöfen. Der Abort ist nach unten offen – die Fäkalien plumpsten „im freien Fall“ in einen darunter liegenden Wassergraben oder eine Grube. Eine vermauerte Türöffnung und einige Zapfenlöcher am Kornspeicher aus Etteln (erbaut 1576), der eine Zeitlang bewohnt war, waren eindeutige Spuren des früheren Aborterkers. Historisches Vorbild für die Rekonstruktion ist der Hof Schulze Dernebockholt bei Albersloh im Münsterland – dort blieben am Torhaus zwei alte Aborterker aus der Bauzeit 1568 erhalten.

 

Jonas Stickan, der seine Zimmermannsausbildung im LWL-Freilichtmuseum Detmold absolviert, hat die Fachwerkkonstruktion des Aborterkers abgezimmert und in die alten Zapfenlöcher am Obergeschoss des Speichers eingefügt. Auch das Sitzbrett des Aborts mit einer kreisrunden Öffnung ist bereits eingebaut und von unten sichtbar. Jetzt fehlt nur noch die Backsteinausmauerung des Fachwerks, die nach dem Beginn der Museumssaison eingebaut werden soll – so dass die Besucher den Fortgang der Arbeiten verfolgen können.


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