In Deutschland sind aktuell noch 8 Atomkraftwerke am Netz. Bis spätestens 2022 sollen diese nach den Plänen der Regierung außer Betrieb genommen werden. Zu diesen Kraftwerken gehört auch das nur 25 km Luftlinie von Blomberg entfernte AKW Grohnde, welches planmäßig Ende 2021 vom Netz genommen werden soll. Eine Garantie dafür gibt es aber nicht – in den letzten 15 Jahren wurde der Abschaltzeitpunkt bereits dreimal verändert – je nach Regierungsmehrheit. Durchaus denkbar also, dass nach der nächsten Wahl die letzte Festlegung von 2011 wieder rückgängig gemacht wird. (Quelle: www.gruene-blomberg.de).
Anwohner wollen nun gegen den Weiterbetrieb des AKW Grohnde klagen und es wurde der Verein „Rechtshilfefonds Atomerbe Grohnde e.V.“ gegründet. Ziel des Vereins ist es unter anderem, finanzielle Mittel aufzutreiben, die diese Klage stützen. Umweltminister Wenzel wurde bereits aufgefordert, dem Betreiber die Betriebsgenehmigung zu entziehen. Sollte er sich bis Ende diesen Monats weigern, so werden die Kläger vor dem Oberverwaltungsgericht in Lüneburg Klage einreichen. Um den Verein finanziell zu unterstützen, gab es am gestrigen Sonntag im Ladenlokal in der Neuen Torstr. 35 um 17.00 Uhr eine Lesung zugunsten der Klage gegen das AKW Grohnde.
Veranstalter war der Verein „Rechtshilfefonds Atomerbe Grohnde e.V.“. Vereinsmitglied Claudia Staubach las Auszüge aus einem Roman von Dipl.-Ing. Helmut J. L. Mayer, der viele Jahre den Block 2 des AKW Biblis leitete. Zudem untersuchte er die Reaktorunfälle von Harrisburg und Tschernobyl und vertrat Deutschland als Spezialist für Störfälle bei der Internationalen Atomenergiebehörde. Heute setzt sich Helmut Mayer für die Energiewende ein und berät kleine und mittlere Firmen beim Energiemanagement.
Claudia Staubach las aus dem Roman, der von einem fiktiven, aber möglichen Reaktorunfall in Deutschland handelt – geschrieben aus Insidersicht. Die Anwesenden empfanden den Inhalt als sehr spannend und den beschriebenen Störfall als realistische Bedrohung – Grohnde liegt nur ca. 25 km Luftlinie entfernt, da konnten sich die Zuhörer offenbar gut in die Lage eines Ernstfalls versetzen.
Hintergrund zum Buch (Quelle Persimplex Verlagsgruppe):
Der Störfall – Macht und Ohnmacht im Atomkraftwerk
von Helmut J. L. Mayer
Hardcover 13 x 21, 304 Seiten
ISBN: 978-3-86440-052-0
Verlag: Persimplex Verlagsgruppe
Preis 16,90 € (inkl. gestzl. MwSt)
Kurzbeschreibung
Montagmorgen, 04:01 Uhr. Nach einer exzessiven Nacht wird Roger Graven durch einen Anruf aus dem Schlaf gerissen. Sein Kernkraftwerk wurde durch das Reaktorschutzsystem automatisch abgeschaltet. Wahrscheinlich eine harmlose Fehlanregung, wie schon so oft. Doch diesmal bricht eines der viertausend Heizrohre in einem Dampferzeuger. Zusatzstörungen treten ein und der Anlagenzustand kann nur in einem gefährlichen, labilen Gleichgewicht gehalten werden. Selbst das Abkühlen oder das Absenken des Druckes kann sich zu einer Katastrophe auswirken.
Schon drei Wochen vorher hatte sich der Schadensfall angekündigt. Doch Graven, dessen vermeintlich „Stabile Dreibein-Strategie“ mit Beruf – Familie – Hobby nach seinem vierzigsten Geburtstag ins Wanken geraten war, konnte sich nicht gegen die Interessen der Manager durchsetzen. Die Störfälle seines beruflichen und privaten Lebens lassen auch ihn zu fraglichen Mitteln greifen, sowohl in innerbetrieblichen wie auch in privaten Machtkämpfen.