Vor einigen Tagen haben wir von einer Spende erfahren, die wir unseren Lesern nicht vorenthalten wollen. Ein Blomberger im mittleren Alter erzählte unserer Redaktion beiläufig von einer bevorstehenden Stammzellenspende. In der Hoffnung auf Nachahmer griffen wir diese Geschichte natürlich gerne auf. Den Namen des Spenders müssen wir aber leider schuldig bleiben, dazu der Blomberger: Es geht um die Spende selbst und nicht darum, sich als heiliger Samariter darzustellen oder sich bekannter zu machen oder Sympathiewerte zu erschleichen. Ich bin hier kein Einzelfall, was ich getan habe, haben vor mir schon Tausende getan. Es dürften allerdings gerne noch mehr sein. Ein sympathischer Ansatz.
Wie sind Sie Stammzellenspender geworden?
Darüber nachgedacht hatte schon länger und immer mal wieder. Der Impuls kam final durch ein Gespräch mit einem Freund. Er teilte mir mit, dass man einfach nur auf die Internetseite der Deutschen Knochenmarkspende (www.dkms.de) gehen muss. Dort gibt es zunächst vier anonyme Fragen – ein kurzer Vorabcheck, ob man als Spender infrage kommen kann. Danach kann man sich dann registrieren und bekommt alle Informationen per Post zugesendet. Mit den ausgefüllten Formularen geht man dann zu seinem Arzt und lässt sich Blut abnehmen. Das war es schon, ganz einfach.
In Zeiten, in denen Gesundheit Geld kostet….?
Nein, in diesem Fall nicht. Die Ärzte spielen hier, meiner Meinung nach zurecht, mit und es entstehen keinerlei Kosten für diesen Arztbesuch, egal ob Kassen- oder Privatpatient.
Wie ging es weiter?
Zunächst landet man ja nur in einer Kartei. Zu keiner Zeit gibt es dann später einen Zwang zur Spende, dass bleibt jederzeit freiwillig. Ich selbst bekam dann im Juni einen Anruf – ich sei als Spender in einem konkreten Fall geeignet. Nun wurde nochmals Blut bei meinem Hausarzt abgenommen. Hier wurde dann genauer geprüft, wie gut ich wirklich als Spender infrage komme. Nachdem klar war, dass meine DNA sehr gut passt, wurde ein gemeinsamer Termin vereinbart, indem ich von Kopf bis Fuß untersucht wurde, um zu prüfen, ob es evtl. für mich gefährlich wäre zu spenden und welche Art der Stammzellen-Spende am besten geeignet ist. Nachdem dies positiv geklärt und ein Termin für die Spende schon anberaumt war, bekam ich wieder einen Anruf, ein anderer Spender sei besser geeignet, es werden 10 Marker geprüft, dieser hatte 10 von 10, was nur sehr sehr selten vorkommt, somit war ich zunächst raus.
Zunächst?
Ja, gerade zwei Tage später ein erneuter Anruf. Der Spender sei erkrankt und nun wäre ich doch der bestmögliche Spender. Also fuhr ich am 2. September dann nach Köln.
Einfach so?
Nein. Im Vorfeld sendete man mir ein Set mit Spritzen zu. Der Inhalt gaukelte meinem Körper eine Krankheit vor, wodurch die Produktion von weißen Blutkörpern angeregt wurde.
Schmerzhaft?
Nicht wirklich. Es war schon so, dass man sich ein wenig schlapp fühlte, aber wirklich nicht weiter erwähnenswert. Die Spritzen selbst ohnehin nicht, diese konnte ich mir eigenständig setzen, die gehen nur minimal unter die Haut (ähnlich wie Thrombosespritzen).
Wie ging es dann weiter?
Ich fuhr am Vortag der Spende mit einem Freund nach Köln. Dort angekommen checkten wir in das durch die Organisation bereits reservierte Hotel ein. Um 8.00 Uhr bekam ich dann eine ca. 10-minütige Einweisung, der Ablauf wurde mir klar verständlich erklärt. Nachdem der Katheter gesetzt und ich an die Geräte (ähnlich Dialysegerät) angeschlossen war, wurden die Stammzellen entnommen und herausgefiltert. Das dauert in der Regel zwischen drei und fünf Stunden. Diese Zeit des Liegens kann man sich mit Filmen oder Büchern vertreiben, alles vorhanden. Die Atmosphäre vor Ort ist sehr entspannt und freundschaftlich, eventuell darin begründet, dass es dort keine wirklichen Patienten gibt, sondern nur Gleichgesinnte.
Würden Sie es wieder tun?
Auf jeden Fall. Es ist schon ein gutes Gefühl jemandem zu helfen. Der persönliche Aufwand ist wirklich nur minimal.
Entstehende Kosten?
Die Übernachtungskosten im Hotel werden natürlich übernommen, auch für meinen Freund. Auto fahren darf man am Tag der Spende nicht mehr. Arbeitnehmer würden keine Probleme mit ihrem Arbeitgeber bekommen, dieser wird für den Ausfall der Arbeitskraft entschädigt. Auch für Selbstständige gibt es natürlich einen Verdienstausfall. Das alles ist aber nur Beiwerk und nicht wirklich relevant.
Kennen Sie die Person, der sie geholfen haben? Werden Sie über den Gesundheitszustand auch künftig informiert?
Es wird einem lediglich Alter, Geschlecht und Land genannt. Anschließend wird es dem Empfänger der Spende überlassen Kontakt aufzunehmen. Sollte der Wunsch seitens des Spenders bestehen, dass der Empfänger Kontakt aufnimmt, so wird es diesem mitgeteilt. So auch in meinem Fall. Ich hoffe ich höre irgendwann vom Empfänger. So hätte ich die Bestätigung, dass es gut gegangen ist.
Ein Schlusswort.
Da kann ich mich nur wiederholen. Das Wissen jemandem bei solch einer Sache geholfen zu haben, ist eine tolle Belohnung. Ich habe mich danach sehr gut gefühlt und würde mir wünschen, dass weitere Menschen dies tun. Mir selbst war gar nicht bewusst, dass eine Stammzellenspende nicht nur im Fall von Leukämie wichtig ist, sondern auch in vielen anderen Fällen von Blutkrebs nach der Chemotherapie. Da hier das Immunsystem so stark geschwächt ist, dass die Zufuhr von gesunden Stammzellen (weiße Blutkörperchen) den entscheidenden Faktor des Heilungsprozesses darstellen. Die meisten Erkrankten sterben nicht an dem Krebs während der Behandlung, sondern an der Chemotherapie selbst oder einem Infekt, den das gesunde Immunsystem sonst locker selbst in den Griff bekommen hätte. Vergleicht man eine Chemotherapie mit einer Stammzellenspende, so ist der Aufwand im Vergleich ein Katzensprung.
Ich selbst habe im direkten Umfeld schon mehrmals die Diagnose Krebs und die damit verbunden Behandlungen und Schattenseiten mitbekommen und kann daher nur jedem raten, sich selbst bei der DKMS oder einem ähnlichen Institut zu registrieren. Ein Beispiel? Stellen Sie sich vor ihr Kind erkrankt an Leukämie, in diesem Moment bricht für Sie eine Welt zusammen. Ein paar Tage später ruft ihr Krankenhaus an und teilt Ihnen mit, dass ein passender Spender gefunden wurde….
Dem haben wir seitens der Redaktion nichts hinzuzufügen. Vielen Dank für dieses Interview, bleibt zu hoffen, dass weitere Blomberger diesem Beispiel folgen.
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