Uwe Bauer ist Pressesprecher der Polizei in Lippe. Nach nunmehr einundzwanzigeinhalb Jahren als Pressesprecher der Kreispolizeibehörde Lippe und über vierundvierzig Dienstjahren heißt es nun für ihn „Goodbye“ zu sagen, denn das berufliche Soll ist erfüllt. „Es liegt eine (Medien-) Zeit hinter mir, an die ich mit Freude zurückdenke. Damit meine ich nicht die zum Teil schrecklichen und tragischen Anlässe, sondern die vielen Gespräche mit den verschiedenen Redaktionsangehörigen und mit den vielen Bürgerinnen und Bürgern. Die Dialoge waren sehr aufschlussreich für mich und haben den Spaß und die Motivation in meiner Tätigkeit konstant hoch gehalten. Die Unterhaltungen, Diskussionen, Interviews pp. sind aus meiner Sicht fair, konstruktiv und sachlich gewesen. Dafür möchte ich mich bei ALLEN ausdrücklich bedanken. Ich müsste lügen, wenn ich sage, ich bin froh, dass die Zeit rum ist. Im Gegenteil, ich werde die Kontakte sicher vermissen, weil es eine Zeit war, in der auch ich noch einiges lernen konnte. Ich wünsche Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, alles Gute für die Zukunft. An die Lipperinnen und Lipper habe ich die Bitte, IHRE Polizei weiter zu unterstützen und mit sachdienlichen Hinweisen zu versorgen. Die zigtausend Zeugenaufrufe aus den vergangenen zwei Jahrzehnten haben in ganz vielen Fällen aufgrund IHRER Rückmeldungen und Hinweise maßgeblich zur Aufklärung von Straftaten und sonstigen Verstößen beigetragen. Dafür auch von mir aus ein ganz herzliches Dankeschön!“, teile Bauer in einer Pressemeldung mit.
Alle Meldungen gehen vor Veröffentlichung bzw. Weitergabe an die Medien über seinen Schreibtisch. Doch was macht diesen Job eigentlich genau aus? Wir baten im Jahr 2014 zum Interview, welches wir aus gegebenem Anlass gerne an dieser Stelle nochmals veröffentlichen:
Herr Bauer, wie lange sind Sie schon im Amt und wie sind Sie Pressesprecher geworden?
Seit 2002 bin ich „hauptamtlicher“ Pressesprecher und zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Kreispolizeibehörde Lippe. Davor habe ich das Amt bereits fünf Jahre stellvertretend ausgeübt. Ich habe mich seinerzeit entsprechend behördenintern beworben und nach erfolgreichem „Zuschlag“ die erforderliche Fortbildung absolviert.
Ihre Hauptaufgaben?
Zu meinen Hauptaufgaben gehört es, ständigen Kontakt zu den Medien zu halten und den Abteilungsleiter der Polizei über die tägliche Medienlage umfassend zu informieren und zu beraten. Darüber hinaus bin ich aber auch für die Informationen nach „innen“ und unser Intranet bzw. Internet verantwortlich. Ich fertige den täglichen so genannten Pressebericht an und stehe als Ansprechpartner der Medien zu allen möglichen Themen mit polizeilichem Bezug zur Verfügung. Darüber hinaus ist es auch meine Aufgabe, täglich die Medien, insbesondere im lokalen Bereich, im Hinblick auf die Berichterstattung mit polizeilichem Bezug auszuwerten. Ferner gilt es, Pressekonferenzen vorzubereiten und durchzuführen. Weiterhin bin ich verantwortlich für die Beratung und anlassbezogene Medienarbeit des polizeilichen Einsatzleiters im Zusammenhang mit besonderen Einsatzsituationen, wie z. B. schwere Verkehrsunfälle und die besondere Suche nach Vermissten, wenn diese sich in lebensbedrohlichen Lagen befinden.
Gibt es Schwierigkeiten oder Stolpersteine?
Ehrlich gesagt fallen mir keine Nennenswerten ein. Wenn mal etwas falsch oder unvollständig wieder gegeben wurde, wird darüber gesprochen und die Sache ist erledigt. Ich unterstelle niemandem böse Absicht, aber man muss über Dinge reden, die nicht funktioniert haben. Da schließe ich mich selbst mit ein, denn auch im Alter lernt man noch dazu. Wie heißt es so schön im Volksmund: „Wer nichts macht, macht auch keine Fehler. Wer viel macht,…
Wie würden Sie die Zusammenarbeit mit der lokalen Presse beschreiben?
Die Zusammenarbeit mit den „Lippischen Medien“ funktioniert aus meiner Sicht sehr gut. Die Redaktionen hinterfragen kritisch, was auch völlig richtig ist und berichten fair und sachlich. Darauf hat der Bürger auch einen Anspruch.
Wie häufig bekommen Sie Anfragen aus der Bevölkerung?
Anfragen aus der Bevölkerung sind in der Pressestelle nicht an der Tagesordnung. Aufgrund der Nachfragen verschiedener Redaktionen stelle ich fest, dass es offensichtlich einen Trend dahingehend gibt, dass die Menschen eher IHRE Zeitung oder IHR Radio anrufen, um etwas los zu werden. Die betroffenen Redaktionen melden sich dann in der Regel bei uns und fragen zu der Thematik nach, was ich auch richtig finde.
Welcher Art sind die Anfragen?
Die Fragen sind unterschiedlichster Art und reichen von „Wie kann ich Polizeibeamter/in werden bis hin zu Beschwerden über polizeiliches Einschreiten“. All diese Dinge nehmen wir ernst und gehen auch Vorwürfen, Behauptungen u. s. w. nach.
Wo sehen Sie Optimierungsbedarf?
Was ist schon optimal? Wer meint, alles ist optimal, der verharrt auf einer Stelle. In unserem hoch technisierten und schnelllebigen Zeitalter muss man sich immer wieder neu orientieren, um auch mithalten und mitsprechen zu können. Die eigene Erfahrung hilft jedoch enorm dabei.
Was würden Sie sich für Ihren Job wünschen?
Ich wünsche mir in manchen Fällen etwas mehr Zurückhaltung seitens der Redaktionen. Viele Fragen, z.B. nach schweren und öffentlichwirksamen Straftaten können zeitnah noch gar nicht beantwortet werden. Ich habe Verständnis für den sicher großen redaktionellen Konkurrenzdruck in der Medienlandschaft, der aber nicht so weit gehen darf, dass tatrelevante Dinge, wie zum Beispiel Täterwissen, im Rahmen der laufenden Ermittlungen veröffentlich werden. Bei den lippischen Medien habe ich das noch nicht erlebt, was die aus meiner Sicht gute Zusammenarbeit noch unterstreicht. Nahezu täglich bekommen wir im Fernsehen „Krimis“ serviert, deren Fälle wie Mord und Totschlag nach 60 bis 120 Minuten völlig geklärt sind. Vielleicht verwöhnt das …………..?
Im realen Leben ist so etwas sicher auch mal möglich, aber leider nicht so oft. Die meist unspektakuläre akribische Kleinarbeit findet in den Büros der Ermittler statt und kann Wochen oder Monate dauern. Dabei helfen auch die vielen und wichtigen Hinweise aus der Bevölkerung, die wir übrigens nicht nur bei den Kapitaldelikten, sondern auch den Alltagsdelikten wie Einbrüchen, Diebstählen, Unfallfluchten etc. brauchen. Ich wünsche mir, dass sich die Lipperinnen und Lipper fleißig weiter bei uns melden, wenn sie Hinweise haben. Gerade im Zusammenhang mit unserer erfolgreichen Bekämpfung des Wohnungseinbruches brauchen wir die sofortigen Hinweise aus der „Nachbarschaft“ – auch über unseren Notruf 110. So mancher Fall hat dadurch schon die entscheidende Wende genommen. Dafür jetzt schon mal vielen Dank!
Im Namen der Redaktion herzlichen Dank für die langjährige gute Zusammenarbeit und alles Gute auf dem weiteren Lebensweg.
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