VerbraucherzentraleSeit Jahren locken Betrüger mit tausenden Superschnäppchen Amazon-Kunden in die Falle. Mit immer dreisteren Methoden fluten sie täglich Fake-Angebote von begehrten Markenartikeln und Bestsellern in den Marketplace. Besonders ärgerlich: Der Branchenriese könnte seine Kunden besser vor der Gefahr warnen.

Amazon – das Eldorado für Betrüger: Dieser Eindruck konnte sich jedenfalls aufmerksamen Besuchern des Marketplace am 6. April aufdrängen – wieder mal. Wer an diesem Tag etwa nach einer „Miele Waschmaschine“ suchte, fand zwar mehr als 20 unterschiedliche Geräte gelistet.

Aber wo sonst neben Amazon zahlreiche Händler um den besten Preis rangelten, waren nun überwiegend sogenannte „Neue Verkäufer“ am Werk. Und die offerierten „neue“ und „wie neue“ Maschinen für oft weniger als den halben Preis. Bis zu fünf dieser dubiosen Angebote klebten exklusiv an einem Modell.

Ebenso merkwürdig: Kaufversuche scheiterten regelmäßig an der mit einer „A-Z-Garantie“ gesicherten Amazon-Kasse. „Es gab ein Problem“, bedauerte Amazon kryptisch, der Artikel sei „leider nicht mehr von dem Anbieter erhältlich“.

Vor diesem Szenario auf dem Marketplace hat die Verbraucherzentrale NRW schon mehrmals gewarnt.Denn die Nebelsätze können, wie Beschwerden zeigen, für Kunden fatal enden. Schließlich liegt es nahe, bei den „Verkäufern“ nachzufragen, welches „Problem“ den Schnapp verhindert habe. Zumal die ihre E-Mail-Adresse groß am Produkt einblenden und ausdrücklich zum „Kontakt“ auffordern.

Was dabei passiert, haben die Düsseldorfer Verbraucherschützer wiederholt getestet: Die angeblichen Verkäufer fragen nach Name und Anschrift und bieten an, die Bestellung erneut zu „platzieren“.

Kurze Zeit später kommt eine Amazon-„Bestellbestätigung“, eine E-Mail mit den eingefügten Daten – eine Fälschung. Die Zahlart ist, anders als bei Amazon, hoch risikobehaftet: Vorkasse auf ein Auslandskonto.

Immer ausgefeilter läuft die fiese Masche. So gelang es den Ganoven bereits, die Marketplace-Shops seriöser Händler zu kapern. Ihre Fake-Angebote schmuggelten sie heimlich in deren Sortimente. Betroffen waren etwa Autoteile-, Musikalien- und Chinashops.

Vor Ostern leiteten die Betrüger Interessenten an einen Onlineshop namens „S-trato.eu“ weiter. Natürlich ein Fakeshop, der nach wenigen Tagen vom Provider dichtgemacht wurde.

Diesem üblen Treiben kann Amazon bislang nur hinterher hecheln. Zwar werden die Konten der Ganoven nach und nach gelöscht. Doch ohne Unterlass eröffnen sie neue.

Zwar gibt es auf den Hilfeseiten allgemeine Tipps zum sicheren Einkauf auf dem Marketplace („Käufe ausschließlich über die Amazon-Website abwickeln und niemals Ware beim Verkäufer direkt, weder durch Überweisung noch per Scheck, bezahlen“). Doch da ginge durchaus mehr.

So mochte Amazon Fragen der Verbraucherzentrale partout nicht beantworten, etwa warum Kunden nach einem gecancelten Kauf keine Info erhalten, dass sie gerade im Visier von Gaunern sind. Unklar blieb deshalb auch, warum es auf den Produkt-Seiten des Marketplace keine Warnung gibt.

Der Verdacht: Offensichtlich fürchtet der Branchenprimus, dass eine transparente Aufklärung über die massiven Dauerattacken den Ruf seines Marktplatzes gefährdet.

Pressemeldung Verbraucherzentrale NRW


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