BuddeUnter Vorsitz von Günther Borchard (SPD), tagte am gestrigen Mittwoch, dem 5. November 2014, der Ausschuss für Bauen und Umwelt. Die Einrichtung einer öffentlichen Toilette stand gleich als TOP 2 auf der Liste und sorgte für volle Besucherstühle im Blomberger Rathaus. Für den Tagesordnungspunkt hatten Hannelore und Wolfgang Budde per Antrag gesorgt. Borchard erteilte Hannelore Budde das Wort und sie schilderte in einem emotionalen Vortrag ihre Beweggründe.

„Blomberg liegt mir am Herzen, ich wohne hier seit fast 65 Jahren und bin somit waschechte Blombergerin. Gerne setze ich mich für Blomberg, die Blomberger und auch unsere Gäste ein. Man kann hier nicht mal den niedrigsten Bedürfnissen nachkommen, wenn man sich nicht auskennt. Entleerung ist wichtiger als Essen und Trinken selbst, das wissen Sie doch auch.

Wenn Sie gegen die Errichtung einer öffentlichen Toilette stimmen, dann ignorieren Sie diese Bedürfnisse. Es ist unsere Verpflichtung eine solche Toilette zu unterhalten. In naher Zukunft wird es bestimmt auch ein Hygienegesetz geben – dann müssen wir ohnehin reagieren. Am 14. Oktober bin ich um 18.00 Uhr durch den Hohlweg gegangen. Dort sah ich eine Frau mit Rollator, die ihre Notdurft am Wegesrand verrichtete. Den Weg nach Hause hatte sie nicht mehr geschafft.

Unsere Touristen gehen in den Marktkauf einkaufen, dort gibt es wenigstens eine Toilette. Ab Samstag nachmittags gibt es in Blomberg gar keine Toilette mehr. Wenn wir nicht mal so etwas hinbekommen, dann können wir Blomberg einschütten. Ich möchte aber, dass Blomberg eine Zukunft hat. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

Nachdem Budde viel Beifall von den Zuschauern der Sitzung erhalten hatte, ergriff Rechtsanwalt Jörg Kleinsorge (CDU) als erster das Wort: „Wir haben uns in der Vergangenheit schon oft mit dem Thema beschäftigt. Mit der netten Toilette haben wir uns elegant aus der Affäre gezogen. Altstadthotel und Deutsches Haus sind jedoch nun weggebrochen. Dadurch ergibt sich eine neue Situation, ein neuer Beratungsstand. Was können wir nun überhaupt noch anbieten?“

Rolf Stodieck: „Zur Zeit sind es der Blomberger Döner Kebap und das Café de Beck. Wir führen aber auch Gespräche mit einem Dritten.“

Marin Stork (FBvB): „Wir müssen uns neu orientieren und auch die neue Toilette im Rathaus in die Pflicht nehmen bzw. zur Verfügung stellen. Die Verschmutzungsgefahr im Rathaus halte ich für eher gering. Ich setze mich deshalb immer wieder für die öffentliche Toilette ein, weil die Blomberger Bürger die Notwendigkeit sehen – und ich sitze hier für die Bürger.“

Hans-Ulrich Arnecke (Die Grünen): „Zunächst vielen Dank an Frau Budde für den flammenden Appell. Dennoch bin ich anderer Meinung und ziehe mich hier keinesfalls aus der Affäre. Wir sind nach damaligen Abwägungen einfach zu einem anderen Ergebnis gekommen. Ich persönlich meide öffentliche Toiletten und nutze die Gastronomie gegen ein kleines Trinkgeld. Das ist für mich die adäquate Lösung, Einlass wurde mir noch nie verwehrt. Wir wollen die Plätze doch attraktiv gestalten und ziehen dann dadurch hoffentlich auch neue Gastronomen an. Davon bin ich überzeugt.“

Hans-Adolf Albrecht: „Zwei Toiletten fehlen aktuell. Die Rathaus-Toilette wäre aus meiner Sicht keine nennenswerte Alternative. Die fehlende Ausschilderung ist ein riesiges Manko. Zur Attraktivitätssteigerung gehört jedoch mehr als eine öffentliche Toilette. Frauen haben ohnehin oft Probleme diese zu nutzen. Am System (Nette Toilette) muss gearbeitet werden was die Ausschilderung, die Öffnungszeiten und auch die Anzahl angeht.“

Stephan Sauer (SPD): „Die öffentliche Toilette hätte nichts mit einer Attraktivitätssteigerung zu tun. Es sollten nicht nur gastronomische Betriebe sein, die ihre Toilette als Nette Toilette zur Verfügung stellen. Wir müssen auch andere mit ins Boot holen. Es gibt noch andere Geschäfte, die an Blombergern und Touristen Geld verdienen.“

Jörg Kleinsorge (CDU): „Was wollen wir denn bitte ausschildern? Es ist doch fast nichts mehr vorhanden. Sollte sich das ändern, bin ich auch wieder ein Freund der Netten Toilette. Aktuell haben wir aber nun mal eine andere Situation und in direkter Marktplatznähe sind keine Toiletten vorhanden. Bekommen wir keine neuen hinzu, dann müssen wir über eine öffentliche Toilette nachdenken und uns diesen Sachverhalt auf Wiedervorlage legen.“

Marin Stork (FBvB): „Ich weiß von mindestens zwei Blomberger Einzelhändlern, die ihre Toilette der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung stellen würden. Zu groß ist die Angst davor in Regress genommen zu werden, wenn beim Gang nach unten oder oben (Treppennutzung zur Erreichung der Toiletten) ein Unfall passiert.“

Günther Borchard (SPD): „Der aktuelle Zustand wird sich hoffentlich bald ändern, dann liegt wieder eine andere Situation vor. Die Verwaltung muss mit weiteren Anbietern ins Gespräch kommen und die Anzahl erhöhen, damit das Konzept Nette Toilette besser läuft.“

Bei der Abstimmung über den Beschlussvorschlag „Dem Hauptausschuss wird empfohlen, der Anregung auf Einrichtung einer öffentlichen Toilette nicht zu folgen“, votierten 9 Mitglieder des Ausschusses mit Ja, ein Mitglied mit Nein und 5 Mitglieder enthielten sich der Stimme.

Eine öffentliche Toilette wird es somit in Blomberg auch weiterhin nicht geben. Beim Verlassen des Saals versprachen Hannelore und Wolfgang Budde jedoch weiter für ihr Anliegen zu kämpfen.


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